683 Mursi-Anhänger erwartet die Todesstrafe

Hunderte Muslimbrüder in Ägypten zum Tode verurteilt

Bereits im März hatte ein ägyptisches Gericht 529 Angeklagte zum Tode verurteilt. In den meisten Fällen wurde die Strafe jedoch in lebenslängliche Haft verwandelt. Jetzt sind wieder hunderte Menschen vom Todesurteil bedroht.

Mursi-Anhänger (dpa)
Mursi-Anhänger / ( dpa )

Ein ägyptisches Gericht hat am Montag 683 Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi zum Tode verurteilt. Unter den Verurteilten ist auch das Oberhaupt der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie. Die Entscheidung fiel nach nur zwei Prozesstagen. Ehe das Urteil endgültig verkündet wird, wartet das Gericht die Empfehlung des Großmuftis, der höchsten Instanz der sunnitischen Muslime, ab.

Erst wenn diese vorliegt, soll am 21. Juni das Urteil verkündet werden.

Menschenrechtler empört

Der Prozess ist Teil eines größeren Massenverfahrens: Bereits Ende März hatte das Gericht im oberägyptischen Minia für 529 Angeklagte die Todesstrafe angeordnet und auch in diesem Fall die Meinung des Muftis abgefragt. Er verwandelte die Todesstrafe in den meisten Fällen in lebenslängliche Haft, für 37 der Angeklagten hielt er das Strafmaß aufrecht. Die Prozessführung mit nur zwei Verhandlungstagen und eingeschränkten Möglichkeiten für die Verteidigung sorgte unter ägyptischen Juristen und Menschenrechtsorganisationen für Empörung.

Mord an Polizeioffizier

In dem Prozess geht es um die Ereignisse des 14. August vergangenen Jahres: Nachdem die Sicherheitskräfte in Kairo mit der Räumung der Protestlager der Anhänger des Anfang Juli gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi begonnen hatten, reagierten die Anhänger der Muslimbruderschaft in ganz Ägypten mit Angriffen auf Polizeistationen, Rathäuser und Kirchen. In der Ortschaft Matai südlich von Minia griffen wütende Demonstranten eine Polizeiwache an und lynchten einen Polizeioffizier. Dieser Mord ist Kern der Anklage.


Quelle:
epd