Die 70. Berliner christlich-jüdische "Woche der Brüderlichkeit" wird am Sonntag in der Synagoge Pestalozzistraße eröffnet. Bis Dezember gibt es dazu zahlreiche Vorträge, Konzerte und Ausstellungen, wie die Berliner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) am Dienstag ankündigte. An dem bereits laufenden Programm beteiligen sich viele weitere Institutionen und Einzelpersonen.
Bei der Auftaktfeier ab 16.00 Uhr sprechen unter anderen der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch, der evangelische Superintendent von Charlottenburg-Wilmersdorf, Carsten Bolz, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, sowie der Gesandte der Botschaft des Staates Israel, Aaron Sagui. Den Festvortrag hält Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Die "Woche der Brüderlichkeit" hat in diesem Jahr das Motto "Fair Play - Jeder Mensch zählt". Veranstalter sind die über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland.
Signal des Friedens
Im Programmheft schrieb Giffey, das diesjährige Motto ziele auf die Rolle des Sports in der Gesellschaft ab. Es lasse sich aber auch auf Putins Angriffskrieg auf die Ukraine übertragen. Dieser sei "ein eklatanter Bruch mit den Regeln, die sich die Staaten dieser Welt für einen guten Umgang miteinander gegeben haben. Er ist menschenverachtend", so die Regierende Bürgermeisterin. Sie hoffe, dass die "Woche der Brüderlichkeit" ein "sichtbares Signal für Frieden" sende.
Koch erklärte, das Motto weise über den sportlichen Kontext hinaus. "Wir erleben insbesondere in Krisenzeiten, wie aktuell in der Corona-Pandemie, dass Anfeindungen und Gewalttätigkeiten gegen bestimmte Personen zunehmen", so der Erzbischof des Erzbistums Berlin. Gegen lautstarke Minderheiten "müssen wir uns aktiv zur Wehr setzen, ohne jedoch das Gespräch mit ihnen abzubrechen", forderte Koch.
Antisemitismus und Rassismus nehmen wieder zu
Der evangelische Landesbischof Christian Stäblein erklärte, "Fair play" heiße in diesem Jahr zuallererst, "Nein" zum Krieg in der Ukraine. "Und Jeder Mensch zählt, meint in diesem Jahr in besonderer Weise die Geflüchteten, egal woher sie kommen", so Stäblein.
Joffe betonte, Antisemitismus und Rassismus nähmen gerade "in unsicheren Zeiten wieder rasant zu". Es sei "unser aller Aufgabe, dass dieser Prozess aufgehalten wird, besser noch, dass dieser Prozess umgekehrt wird", so der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.