Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki würdigte bei einem Festgottesdienst am Sonntag in der Kirche Sankt Andreas die Impulse des im Jahr 1216 gegründeten Ordens für Seelsorge und Kirche. Er erinnerte aber auch an die Beteiligung der Dominikaner an Inquisition und Hexenverfolgung.
Für den heiligen Dominikus (1170-1221) als Gründer des "Predigerordens" standen laut Woelki die Verkündigung des Evangeliums und ein Leben in Armut im Mittelpunkt seines Wirkens. Seelsorge und das Armutsideal als Konsumverzicht seien auch heute noch zentrale Aspekte für die Kirche, sagte der Kardinal in dem Gottesdienst, an dem zahlreiche Mitglieder aus verschiedenen Zweigen der Dominikaner teilnahmen.
"Dunkles und bedrückendes Kapitel"
Nach den Worten des Kardinals gehört zum Dank und Jubel des 800-Jahr-Jubiläums auch, die Verstrickungen der Dominikaner in Inquisition und Hexenverfolgung nicht zu verschweigen. Woelki stellte sich hinter eine Erklärung des Ordens aus dem Jahr 2000, in der die Dominikaner sich zum "dunklen und bedrückenden Kapitel" ihrer Geschichte bekennen und sich als Folge dazu verpflichten, gegen latente oder offene Ausgrenzung und Vernichtung Andersdenkender in Kirche und Gesellschaft anzugehen.
Aus Sicht des Erzbischofs ist die Kirche heute in vielfältiger Weise herausgefordert, sich ihrer Geschichte zu stellen, "nichts zu vertuschen, Fehler zuzugeben und aus all dem für eine Zukunft zu lernen".
Albertus Magnus in Sankt Andreas begraben
Der Kardinal erinnerte auch an den Dominikaner und Universalgelehrten Albertus Magnus (1193-1280), der in Sankt Andreas begraben ist. Aus der von ihm gegründeten Ordensuniversität entwickelte sich die Universität Köln. Der heilige Albert habe der Kirche mitgegeben, Vernunft und Glaube nicht gegeneinander, sondern miteinander wachsen zu lassen.
Außer zum Gottesdienst hatten die Dominikaner am Samstag zu einem Festakt eingeladen, bei dem sie in szenischen Lesungen, Interviews und Filmen die Ordensgeschichte Revue passieren ließen. Zudem veranstaltete die Gemeinschaft rund um Sankt Andreas ein Straßenfest und am Samstagabend ein Open-Air-Konzert mit dem Kölner Jugendchor St. Stephan.
150 Dominikaner an 14 Standorten
In Deutschland und Österreich gibt es rund 150 Dominikaner an 14 Standorten. Die "Provinz Teutonia" im Norden hat ihr Provinzialat in Köln. Die "süddeutsch-österreichische Provinz" hat Niederlassungen in Augsburg, Freiburg, München und Wien. Weltweit leben rund 5.500 Dominikaner in 82 Ländern, davon knapp die Hälfte in Europa. Dazu kommen mehr als 2.500 Ordensfrauen in Klausur ("Zweiter Orden") sowie geschätzt rund 24.000 Angehörige von Schwesterngemeinschaften ("Dritter Orden"), die auch in Caritas, Bildung, Erziehung, Pflege oder Mission tätig sind, sowie rund 120.000 Männer und Frauen in dominikanischen Laiengemeinschaften.