850-Jahr-Jubiläum der Laacher Abteikirche begangen

Ein alter "Ort der Entschleunigung"

Mit einem Festgottesdienst und einem Festakt haben die Benediktiner in Maria Laach am Sonntag den 850. Jahrestag der Weihe ihrer Abteikirche begangen. Die Kirche, geweiht am 24. August 1156, gilt als Bauwerk von hohem kunstgeschichtlichen Wert. Nach Schätzungen besuchen jährlich bis zu 1,5 Millionen Menschen die Benediktinerabtei am Laacher See.

 (DR)

Mit einem Festgottesdienst und einem Festakt haben die Benediktiner in Maria Laach am Sonntag den 850. Jahrestag der Weihe ihrer Abteikirche begangen. Die Kirche, geweiht am 24. August 1156, gilt als Bauwerk von hohem kunstgeschichtlichen Wert. Nach Schätzungen besuchen jährlich bis zu 1,5 Millionen Menschen die Benediktinerabtei am Laacher See. Zu den Feierlichkeiten kamen hohe Vertreter aus Kirche und Politik. Hören Sie hier auch einen domradio-Beitrag zur Geschichte und Gegenwart des Klosters.

"Eine bestimmte Art der Aufklärung"
Der Trierer Bischof Reinhard Marx betonte in seiner Predigt, die Faszination der Abteikirche habe nicht nur mit ihrer künstlerischen Bedeutung zu tun. Sie sei ein "Ort des Gebetes und damit auch ein Ort der Entschleunigung". Gerade in einer Zeit, in der es anscheinend immer schneller und effizienter zu gehen habe,  bräuchten die Menschen solche "Orte der Sammlung".

Marx erinnerte daran, dass im 19. Jahrhundert "eine bestimmte Art der Aufklärung" zur Säkularisierung von Maria Laach und zur Vertreibung der Mönche geführt habe. Vielfach sei die Meinung vertreten worden, Gebet und klösterliches Leben passten nicht mehr in die moderne Zeit und seien nutzlos. Doch eine nur auf den Nutzen gerichtete Sicht sei ein Blick auf die halbe Wahrheit. "Wir aber begnügen uns nicht mit der halben Aufklärung, wir brauchen die Notwendigkeit des Nutzlosen", sagte der Bischof.

Lammert kritisiert Ausstieg
In seiner Festrede kritisierte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) den Ausstieg der deutschen Bischöfe aus der gesetzlichen Schwangerenkonfliktberatung: "Der Hinweis auf die nicht verfügbaren perfekten Lösungen ist immer schon die beliebteste Ausrede für die Verweigerung eigener Beteiligung gewesen." Lammert nannte das Ausscheiden aus der staatlichen Konfliktberatung einen "schweren Fehler" und fügte hinzu: "Ungeborene Kinder kann man nicht ohne ihre Mütter schützen - und schon gar nicht gegen sie." Die Entscheidung der Bischöfe habe ein Vakuum entstehen lassen, das zu füllen gewesen sei.

Der Bundestagspräsident erwähnte in diesem Zusammenhang den von katholischen Laien gegründeten Verein "Donum Vitae" (Geschenk des Lebens) und stellte die Frage: "Wollen die Bischöfe wirklich nicht, dass sich überzeugte, engagierte Katholiken an der Beratung zum Schutz des Lebens in organisierter Weise beteiligen?" Ende Juni hatten die katholischen Bischöfe erklärt, dass kirchliche Angestellte nicht in der Organisation mitarbeiten dürften. Sie unterstrichen, dass "Donum Vitae" eine "Vereinigung außerhalb der katholischen Kirche" sei.

"Maria Laach ist ein Ort, der Orientierung gibt"
Der Verein bürgerlichen Rechts wurde 1999 nach dem Ausstieg der Bischöfe aus dem gesetzlichen Beratungssystem gegründet. Er wählt bei der Beratung von Schwangeren in Konfliktsituationen einen Weg, den der Vatikan unmissverständlich ablehnt: Die Mitarbeiter geben nach der Beratung den vom Gesetzgeber geforderten Schein aus, der den Zugang zu einer straffreien Abtreibung eröffnet.
Nach Einschätzung des Papstes wird dadurch das Zeugnis der Kirche gegen Abtreibung verdunkelt.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und SPD-Bundesvorsitzende Kurt Beck hob in einem Grußwort hervor, dass in einer vom Umbruch bestimmten Zeit Besinnung und Wertorientierung notwendig seien, um sich über den richtigen Weg bewusst zu werden. Der Staat könne dies nicht in erster Linie leisten. Er sei weltanschaulich neutral, aber nicht wertneutral. "Maria Laach ist ein Ort, der hilft, verdeckte Werte offen zu legen, der uns mehr Orientierung gibt. Die Abtei ist ein Ort, der ein Gott verbundenes Leben bewirken kann, der frei macht für den Dienst am Nächsten und für die Gestaltung der Welt."
(KNA)