EKD plant keine eigene Studie zu Missbrauch

Aber ein Maßnahmenkatalog

Der Missbrauchsskandal trifft die katholische Kirche in Deutschland hart. Zur Aufarbeitung hat die Deutsche Bischofskonferenz eine Studie in Auftrag gegeben. Aber wie sieht es in der evangelischen Kirche aus? Was plant sie?

Heinrich Bedford-Strohm / © Wolfgang Kumm (dpa)
Heinrich Bedford-Strohm / © Wolfgang Kumm ( dpa )

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) plant derzeit keine vergleichbare Studie zu sexuellem Missbrauch wie die katholische Kirche. "Entsprechend der Struktur der evangelischen Kirche waren die Aufarbeitungsprozesse lokal und regional verortet", sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Rom.

Er verwies unter anderem auf den Abschlussbericht der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland von 2014 zum Missbrauchsskandal in Ahrensburg. Dort war 2010 bekannt geworden, dass ein Pastor über Jahre mehrere junge Menschen missbraucht hatte.

Katalog von Maßnahmen beschlossen

Im Übrigen müsse "jede Institution, auch Sportvereine und andere nicht-religiöse Vereinigungen, in ihrer eigenen Organisation die größtmöglichen Anstrengungen unternehmen, um Kinder, Jugendliche und andere Schutzbedürftige vor sexueller Gewalt zu schützen". Da sei "auch die evangelische Kirche gefragt, ihre Bemühungen weiter voranzutreiben", so der bayerische Landesbischof.

Vor allem befasse sich die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs mit dem Thema. Zwar habe nicht jede Landeskirche einen Beauftragten für Missbrauch, in jeder Kirche gebe es aber Ansprechpersonen. Zudem habe die Kirchenkonferenz der EKD gerade "einen Katalog von Maßnahmen beschlossen, der jetzt in alle Landeskirchen transportiert wird".

Unter anderem werde man den Wunsch des Betroffenenrats in Berlin berücksichtigen, dass es auch außerhalb der Kirche Ansprechpartner geben soll. Außerdem sei man dabei, einen Beauftragtenrat auf EKD-Ebene zu konstituieren. Diesem gehörten außer Fehrs auch die Bischöfe Jochen Cornelius-Bundschuh (Baden) und Christoph Meyns (Braunschweig) an. Bestehende Präventionsmaßnahmen müssten geprüft und weiter verbessert werden, so Bedford-Strohm weiter. Auch in den Gemeinden müsse "noch mehr geschehen, da sind wir noch nicht am Ende".

Man teile das Entsetzen mit der katholischen Kirche

Derzeit nehme er keine negativen Auswirkungen des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche auf die evangelische wahr. Man teile aber mit der katholischen "das Entsetzen darüber, dass in einer Institution, die sich auf Jesus Christus beruft, der die personifizierte Liebe Gottes ist", so etwas passiert. Dies sei der größte Widerspruch, den man sich vorstellen könne.

Laut dem Beschluss der Kirchenkonferenz, der der KNA vorliegt, sollen zudem die Zahl der von den Unabhängigen Kommissionen der Landeskirchen bearbeiteten Fälle erlittenen Leids, die Höhe der finanziellen Leistungen und die Anzahl der Disziplinarverfahren im Zusammenhang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung erhoben "und anlassgemäß öffentlich kommuniziert" werden.

Geplant seien außerdem Empfehlungen für die Landeskirchen zu "systematischen Organisationsuntersuchungen in den kirchlichen Untergliederungen zur Minimierung des Risikos sexualisierter Gewalt".

 

Quelle:
KNA
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