DOMRADIO.DE: Eine ganze Reihe prominenter Politiker hat sich vor laufender Kamera impfen lassen. Vom päpstlichen Impftermin gibt es weder Foto- noch Videoaufnahmen. Warum?
Burkhard Jürgens (Rom-Korrespondent der Katholischen Nachrichten-Agentur): Das ist gute päpstliche Tradition. Man stelle sich vor: Der Papst mit einem entblößten Oberarm, der sich die Spritze geben lässt. Das hat es noch nicht gegeben, das wird es wahrscheinlich auch nicht geben. Das geht zu weit in die päpstliche Privatsphäre rein. Deswegen hat man einfach auf so einen Video- oder Fototermin verzichtet. Also keine Bildaufnahmen, bloß die schriftliche Bestätigung des Presseamts nachgereicht, dass die Impfung stattgefunden hat.
DOMRADIO.DE: Wie und wo genau hat die Impfung am Mittwoch stattgefunden?
Jürgens: Es gibt ein kleines Impfzentrum im Vatikan, das hat man in der Audienzhalle eingerichtet, die ja augenblicklich auch für Audienzen nicht gebraucht wird. Aber die beiden, Franziskus und Benedikt XVI., die - kann man sich vorstellen - sind sicherlich nicht in die Audienzhalle gekommen, sondern wurden an ihren Wohnsitzen geimpft. Der Papst hat ja auch für kleine medizinische Versorgungen die Möglichkeit, dass in seinem Apartamento in der Residenz Santa Marta zu tun. Und ebenso gibt es bei Benedikt natürlich die Möglichkeiten, auch da kleine ärztliche Maßnahmen vorzunehmen. Da ist sicherlich dann der zuständige Arzt einfach raus gekommen, zu Franziskus und zu Benedikt und hat da eben die Immunisierung vorgenommen.
DOMRADIO.DE: Der Vatikan hat den Impfstoff von Biontech und Pfizer benutzt. Der muss ja sehr stark runtergekühlt werden. Wie ist dieses logistische Problem gelöst worden?
Jürgens: Man hat tatsächlich eigens einen Spezial-Kühlschrank angeschafft, der diese tiefen Temperaturen bis -86°C herstellen kann, von einem japanischen Hersteller. Man kann sich das vorstellen, wie ein größerer Kühl-Gefrierschrank, zwei Meter hoch, 70 cm breit. Und der wurde jetzt eigens für den Vatikan gekauft und steht jetzt auch augenblicklich in der Audienzhalle.
DOMRADIO.DE: Wie geht es jetzt weiter? Hat der Vatikan genügend Impfdosen für alle Staatsbürger? Und was ist eigentlich mit den Mitarbeitern der Kurie?
Jürgens: Schon vor Weihnachten wurden sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schriftlich befragt von der Leitung des Vatikanstaats, ob man eine Impfung wünscht oder nicht und wenn ja, für wie viele Personen. Denn bei den Nicht-Klerikern unter den Angestellten sind ja auch Familien, Mütter und Väter mit mitversicherten Minderjährigen, also all die Personen, die quasi über das vatikanische Krankenversicherungssystem Anspruch haben auf Gesundheitsleistungen. Die wurden dann also gefragt, ob sie geimpft werden wollen. Es wurden auch die Pensionäre befragt und danach hat man dann das Kontingent zusammengestellt. Das waren also etwa 10.000 Impfdosen, die benötigt werden. Die wurden bestellt damals. Der erste verfügbare Impfstoff war der von Biontech und Pfizer. So kam es zu dieser Zahl von etwa 10.000 Impfdosen, die für den Vatikan besorgt wurden, einschließlich Kurien-Mitarbeiter. Damit ist quasi das Staatswesen versorgt.
DOMRADIO.DE: Franziskus hatte ja vor dem eigentlichen Termin jetzt seine Haltung zum Impfen ganz klar formuliert. Was hat er da gesagt?
Jürgens: Kurz gesagt: Impfen ist Pflicht. Es geht nicht nur um den Schutz für mich selbst, sondern auch dem Schutz für andere. Deswegen hat er am Sonntag in einem Fernsehinterview in Italien ganz klar gesagt, man soll sich - muss sich - impfen lassen aus ethischen Gründen. Flankierend dazu gab es auch von einem Ethik-Think-Tank, der "Akademie für das Leben" eine längere Erklärung, die sich auch noch einmal mit diesen ethisch moralischen Fragen des Impfens befasst hat.
Auch da wird nochmal ganz klar gesagt: Wer das Impfen verweigert, ohne jetzt medizinische Gründe anführen zu können, bringt andere Menschen in Gefahr und handelt unsolidarisch. Also ganz klare Appelle auf unterschiedlichen Ebenen von Franziskus persönlich, aber auch von den Ethik-Experten des Vatikan: Lasst euch impfen!
Das Gespräch führte Hilde Regeniter.