Abtreibungsdebatte: Bischof gibt Mitgliedschaft auf

amnesty positioniert sich neu

In Mexiko-Stadt ist am Montag eine internationale Tagung von amnesty international zuende gegangen. Schon im Vorfeld sorgte ein Punkt für Aufregung: Die Menschenrechtler wollen Abtreibungen von jeder Strafe freistellen. Die Katholische Kirche kritisiert die Idee scharf. Ein englischer Bischof hat nun angekündigt, seine Mitgliedschaft bei amnesty zu beenden - nach 31 Jahren.

 (DR)

"Es gibt kein Recht auf Abtreibung"
Die Kirche teile "das starke Engagement von amnesty gegen Gewalt an Frauen", etwa bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung, erklärte der katholische Bischof von East Anglia, Michael Evans, am Montag. Daher bedauere er seinen Austritt sehr. Allerdings dürfe man solche Gewalt nicht mit anderer Gewalt beantworten, die sich gegen das schutzloseste menschliche Wesen richte, das Ungeborene im Mutterleib.

Der Bischof betonte, es gebe kein "Recht auf Abtreibung". Wenn amnesty Schwangerschaftsabbrüche unterstütze, und sei es auch nur in extremen Fällen, dann schwäche die Organisation ihr "Mandat, das Menschliche zu verteidigen". Solange ai diesen neuen Kurs verfolge, sei es sehr schwer für Katholiken, Mitglied zu bleiben oder die Organisation finanziell zu unterstützen.

Ratstagung in Mexiko-Stadt
In Mexiko-Stadt endet an diesem Montag (Ortszeit) die Internationale Ratstagung von ai. Dort wollte die Menschenrechtsorganisation einen zweijährigen Konsultationsprozess abschließen und sich zur Frage der Abtreibung und der Frauenrechte neu positionieren. Zum Ergebnis der Abstimmung werde die Londoner ai-Zentrale zeitnah eine Erklärung abgeben, teilte eine deutsche Sprecherin der Organisation auf Anfrage mit.

Das Internationale Exekutivkomitee von ai hatte sich im Frühjahr dafür ausgesprochen, Abtreibungen von jeder Strafe freizustellen. Außerdem sollten Schwangere nach Vergewaltigung, Inzest und bei Lebensgefahr ein "Recht auf Abtreibung" haben. Darüber hinaus forderte das Exekutivkomitee, das als geschäftsführender Vorstand das höchste ai-Gremium zwischen den Ratstagungen ist, einen freien Zugang zu medizinischen Leistungen nach Abtreibungen.

Mehrfach hatten ai-Vertreter im Vorfeld den Vorwurf zurückgewiesen, für ein allgemeines Recht auf Abtreibung einzutreten. Es gehe vielmehr um eine Entkriminalisierung von Frauen, die sich in schweren Notlagen wie in Darfur zu einer Abtreibung entschlössen. Unter Bedingungen extremer Menschenrechtsverletzungen dürften Frauen nicht noch zusätzlich bestraft werden, indem sie keine entsprechenden medizinischen Leistungen erhielten.

"Doppelbödig"
Die internationale ai-Bewegung verfolgte bislang eine neutrale Position im Streit um die Bewertung von Abtreibungen. Allerdings hatten sich einzelne Gruppierungen und nationale Sektionen wie die kanadische in den vergangenen Monaten für ein "Recht auf Abtreibung" ausgesprochen.

Mehrfach kritisierte der Präsident des päpstlichen Menschenrechts-Rates "Iustitia et Pax", Kurienkardinal Renato Raffaele Martino, den Vorschlag des ai-Exekutivkomitees, etwa vergewaltigten Frauen in Darfur eine straffreie und sichere Abtreibung zu ermöglichen. Eine solche Praxis sei doppelbödig und häufe "Gewalt auf andere Gewalt". Katholiken müssten der Organisation beim Vollzug eines solchen Kurswechsels den Rücken kehren.