Nach dem Bruch einer Gruppe von Klarissen-Schwestern mit der katholischen Kirche ist der spanische Klosterort Belorado (Provinz Burgos) im Schockzustand. Bürgermeister Alvaro Eguiluz sprach vor Reportern von einer "absoluten Überraschung". Er selbst wisse nicht, wie es mit den abtrünnigen Ordensfrauen weitergehe. Sie seien Belorados wichtigste Botschafterinnen gewesen, mit besten Kontakten zu den Menschen in der Gemeinde. Eguiluz hob auch die landesweit bekannte Süßgkeiten-Manufaktur des Klosters hervor. Das alles stehe nun zur Disposition.
Anschluss an ultrakonservative Gruppierung
Zu Wochenbeginn hatten die Klarissen-Schwestern, die eine weitere Niederlassung im baskischen Orduna betreiben, mit einer öffentlichen Erklärung für Schlagzeilen gesorgt. Darin sagte sich die Äbtissin im Namen aller 16 Ordensfrauen von der Kirche los. Zugleich kündigte sie an, die Gruppe werde sich der Autorität eines ebenfalls abtrünnigen Geistlichen namens Pablo de Rojas unterstellen.
Der bezeichnet sich selbst als Bischof und ist Leiter der ultrakonservativen "Pia Unio Sancti Pauli Apostoli" mit Sitz in Bilbao. Die Vereinigung zählt zu den sogenannten Sedisvakantisten, die alle Päpste nach Pius XII. (1939-1958) für modernistische Häretiker halten. Sie sehen daher den Stuhl Petri seit 1958 als unbesetzt (vakant) an. Wegen seiner irregulären Aktivitäten wurde Pablo de Rojas 2019 exkommuniziert, also aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen.
"Der Vatikan - eine Farce"
Im TV-Sender Telecinco legten die Ordensfrauen nun nach: Sie hätten nicht aus einer Laune heraus gehandelt. Vielmehr sei es in den vergangenen Jahren mit Blick auf den vatikanischen Reformkurs zu einer schleichenden Entfremdung gekommen. "Von der katholischen Kirche ist kaum noch etwas übrig - jetzt steht nicht mehr Gott, sondern der Mensch im Mittelpunkt", klagte eine der Schwestern. Eine andere fügte hinzu: "Wir erkennen den Vatikan nicht an - es ist eine Farce."
Bischofskonferenz sucht den Dialog
In ihrer Erklärung vom Montag hatten die Klosterfrauen zudem Frust über einen anhaltenden Immobilienstreit mit mehreren spanischen Bistümern geäußert. Kern der Auseinandersetzungen ist den Angaben zufolge die verweigerte Genehmigung für den Verkauf eines verlassenen Konvents in Derio nahe Bilbao. Das habe zu gravierenden finanziellen Engpässen geführt.
Am Donnerstag meldete sich die Spanische Bischofskonferenz zu Wort und kündigte an, das Gespräch mit den Schwestern zu suchen. Der neue, schroffe Ton entspreche nicht dem bislang gewohnten Stil. Man wolle gemeinsam nach anderen Lösungswegen für die aufgezeigten Probleme suchen. Unterdessen wurde bekannt, dass eine Ordensfrau das Kloster in Belorado verlassen hat, um sich einer anderen Gemeinschaft anzuschließen.