Kapitelsamt im Kölner Dom

Achter Sonntag im Jahreskreis

DOMRADIO.DE übertrug am 8. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. In seiner Predigt spricht Domkapitular Thomas Weitz von unserer eigenen Blindheit, die wir ablegen müssen.

Kölner Dom / © Ochlast (DR)
Kölner Dom / © Ochlast ( DR )

Es sangen die Herren des Kölner Domchores; Leitung: Michael Krebs; Orgel: George Warren.

In seiner Predigt ging Domkapitular Thomas Weitz auf das Sonntagsevangelium (Lk 6, 39–45) ein und sprach von unserer eigenen Blindheit, die wir erkennen und ablegen müssen. Denn nur dann könnten wir den anderen verstehen und würden nicht von oben herab jeden Fehler verurteilen. An diese Blindheit, die Domkapitular Thomas Weitz auch in kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen Bereichen sehe, würden wir uns gewöhnen. Aber nur wer sich von dieser Blindheit frei machen könne, kann mit anderen auf Augenhöhe sprechen und ihm mit Respekt begegnen.

"Denn nur aus einem guten Herzen kommt Gutes heraus."

Die Lesung zeige auf das Herz, das der Ort sei, wo alles Sein zusammenkomme. Wenn wir sprechen, dann sind wir umkleidet von dem Sein. Durch unsere Worte teilen wir nicht nur Inhalte mit, sondern auch unsere Haltung, Denken und Fühlen. Der andere werde spüren, ob das, was wir sagen , ehrlich und authentisch ist, ob es aus einem guten Herzen kommt. "Ich darf nicht zurückschrecken, mich meinem eigenen Splitter zu stellen. Denn nur aus einem guten Herzen kommt Gutes heraus."

Auslegung zum Sonntagsevangelium (Lk 6, 39–45)

Von Alois Stöger

Um seiner Sendung treu zu sein, muss der Jünger den Irrenden und Fehlenden zurechtweisen und ihm Hilfe bieten, dass er von den Fehlern frei wird. Die Worte Jesu setzen diese Sorge um den Bruder, den Glaubensgenossen, voraus. Matthäus hat in seiner Kirchenordnung ein Wort aufbewahrt, das den Vorgang solcher brüderlichen Zurechtweisung vorsieht: „Wenn dein Bruder gesündigt hat, gehe hin, weise ihn zwischen dir und ihm allein zurecht ...“ (Mt 18,15 ff.). Die Zurechtweisung birgt Gefahr in sich. Die eine ist das Messen mit unrechtem Maß. Die Eigenliebe verzerrt die Wahrheit. Das Bild vom Splitter und Balken malt in grellen Farben. Die kleinsten Fehler des anderen werden groß, die großen eigenen Fehler werden klein gesehen. Zurechtweisung kann nur geschehen, wenn die Selbstgerechtigkeit abgebaut ist und sie nicht mehr das Herrschenwollen leitet.

Die zweite Gefahr der Zurechtweisung liegt in der Heuchelei. Wer den anderen zurechtweist, drückt damit aus, dass er das Böse in der Welt überwinden will. Überwindet er es aber nicht, auch in sich selbst, dann ist der unselige Zwiespalt zwischen innen und außen da. Er führt den Kampf gegen das Schlechte im anderen – aber in sich selbst? Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Beginne zuerst bei dir die Zurechtweisung, dann ist die Grundlage für die Zurechtweisung des anderen geschaffen.

Im Jünger Jesu hat die Gottesherrschaft zu wirken angefangen. Dies aber setzt Umkehr und Buße voraus. Buße bekennt die eigene Sündhaftigkeit und Schuld, verurteilt zuerst, was im eigenen Herzen gefehlt ist, und so tritt sie geduldig, vergebend und gebend an den Bruder heran.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. März 2019


Domkapellmeister Metternich dirgiert den Kölner Domchor / © Beatrice Tomasetti (DR)
Domkapellmeister Metternich dirgiert den Kölner Domchor / © Beatrice Tomasetti ( DR )