Ackermann: Syrien darf nicht von der Tagesordnung verschwinden

"Das ist einfach verheerend"

Immer wieder müssten Christen auf die Lage in Syrien aufmerksam machen, fordert Bischof Ackermann im domradio.de-Interview. "Hier ist eine humanitäre Katastrophe, hier leiden unendlich viele Menschen, das darf nicht aus dem Blickwinkel geraten."

 (DR)

Der Trierer Bischof bekräftigt gleichzeitig die ablehnende Haltung der katholischen Kirche gegenüber einem militärischen Eingreifen. "Auch wenn es jetzt eine Zäsur gegeben hat durch den Chemiewaffenangriff und die Verhandlungen, die eingeleitet worden sind, dann muss man aber sagen, mit den konventionellen Mitteln geht der Krieg weiter und das ist einfach verheerend", sagt Ackermann, der auch Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden).

Die Rolle Deutschland beschrieb Ackermann als zwiespältig. Er kritisiert scharf deutsche Waffenexporte. Gleichzeitig sei er froh und dankbar, dass Deutschland in einem Sonderkontingent 5000 syrische Flüchtlinge aufgenommen habe. Doch "es wäre sicher die Möglichkeit noch mehr Menschen aufzunehmen." Rund 5000 Menschen würden täglich aus Syrien fliehen. Mit Blick auf die Anzahl an aufgenommenen Flüchtlinge in Deutschland urteilt er: "Die Relationen gehen da völlig auseinander."

Ackermann äußerte sich am Rande der in Fulda laufenden Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe.

 

Angesichts der dramatischen Lage in Syrien mehren sich die Rufe nach einer weiteren Aufnahme von Flüchtlingen in der Europäischen Union. Zugleich begrüßten die Menschenrechtsorganisationen Pro Asyl und Amnesty International am Mittwoch das Engagement Deutschlands, forderten die Bundesländer aber auf, die Kosten für die Versorgung von Verwandten nicht allein den hier lebenden Angehörigen aufzubürden. Das gelte besonders für die Krankenversicherung. Viele Betroffene seien damit überfordert.

Schick: Gut und zu wenig

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hatte zuvor auf die Frage, wie er die Bemühungen der Bundesregierung zur Aufnahme von Flüchtlingen bewerte, mit "Gut und zu wenig" geantwortet. Zwar freue er sich, dass es seitens des Bundes eine Zusage für die Aufnahme von 5.000 Menschen gebe, sagte Schick, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz ist, im domradio.de-Interview. Er frage sich aber beispielsweise, was mit den 18.000 Syrern geschehe, die seit Ausbruch des Konflikts vor zwei Jahren illegal nach Deutschland gekommen seien. "Die müssen auch Aufnahme haben, die müssen arbeiten können, die müssen humanitäre Hilfe bekommen." Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Migrationskommission der Bischöfe, der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle.

Unterdessen wollen die USA ihre humanitäre Hilfe für die Opfer der Syrien-Krise um 339 Millionen US-Dollar (rund 250 Millionen Euro) erhöhen. Wie das US-Außenministerium in Washington mitteilte, sind damit seit Beginn des Syrien-Konflikts nahezu 1,4 Milliarden US-Dollar (rund eine Milliarde Euro) in die humanitäre Hilfe der Menschen im Land und der Flüchtlinge in den Nachbarländern geflossen.

Im Libanon spitzt sich die Lage angesichts weiterer Flüchtlingsströme aus dem benachbarten Syrien nach den Worten von Präsident Michel Sleiman weiter zu. Vor der UN-Vollversammlung in New York zeichnete der christliche Politiker ein düsteres Bild. Inzwischen entspreche die Zahl der Zugewanderten einem Viertel der libanesischen Bevölkerung und stelle das Land vor ernsthafte Existenzprobleme.

 


Quelle:
DR , KNA