In einer nun veröffentlichten Erklärung klagt die Initiative Missbit über "Ignoranz und Passivität" des Bischofs, der zugleich der Missbrauchsbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist. Die vor einem Jahr veröffentlichte Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz empfehle eine unabhängige Aufarbeitung. In Trier werde das im Gegensatz zu anderen Bistümern wie Essen, Köln oder Mainz aber noch nicht angegangen.
Keine unabhängige Studie
In der Erklärung heißt es: "Warum gibt es immer noch keine unabhängige Studie über den im gesamten Verantwortungsbereich des Bistums Trier vorgekommenen und vorkommenden sexuellen Missbrauch, also ausgerechnet nicht in jenem Bistum, dessen Bischof als Missbrauchsbeauftragter eigentlich mit gutem Beispiel hätte vorangehen müssen?" Zudem wirft Missbit der Präventionsstelle des Bistums ineffizientes Arbeiten vor.
Laut MHG-Studie wurden in kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf bundesweit 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden.
Im Bistum Trier gibt es demnach 148 Beschuldigte, die alle Priester waren. Insgesamt seien 442 potenzielle Betroffene ausfindig gemacht worden, davon 252 männliche und 190 weibliche.
Bistum weist Kritik zurück
Das Bistum Trier wies die Kritik am Mittwoch zurück. Zusammen mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, würden "Kriterien und Standards" vereinbart, die bis Jahresende vorliegen sollen. Auch habe Bischof Ackermann zugesagt, Betroffene bei der Aufarbeitung einzubinden.
Ein erstes unabhängiges und einrichtungsbezogenes Projekt zur Aufarbeitung soll am 31. Oktober starten und sexuelle, physische und psychische Gewalt am früheren bischöflichen Internat Albertinum in Gerolstein untersuchen.