Adveniat: Priestermorde in Mexiko sollen Gesellschaft schwächen

"Die traurige Bilanz"

In den vergangenen Jahren hat sich die Situation für Priester in Mexiko zunehmend verschlechtert. Ein Dutzend wurde ermordert, zwei entführt. Das Hilfswerk Adveniat sieht darin einen Versuch, die Gesellschaft zu schwächen.

Ausufernde Gewalt in Mexiko / © Mario Rivera Alvarado (dpa)
Ausufernde Gewalt in Mexiko / © Mario Rivera Alvarado ( dpa )

Die jüngste Mordserie an katholischen Priestern in Mexiko ist nach Einschätzung des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat ein gezielter Versuch die Zivilgesellschaft zu schwächen. "Mit Icmar Arturo Orta ist bereits der siebte Priester in diesem Jahr ermordet worden. Vieles spricht dafür, dass das organisierte Verbrechen dahintersteckt: Bedrohung, Entführung, Folter, Ermordung", sagte der Mexiko-Referent von Adveniat, Reiner Wilhelm, der gerade aus Tijuana nach Deutschland zurückgekehrt ist, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die organisierte Kriminalität ziele darauf ab, die Gesellschaft zu schwächen, in dem man ihr "teilweise im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf abhackt", so Wilhelm.

Hinter den Priestermorden stecke Kalkül: "Sie nehmen den Gemeinden die Hoffnung und mahnen: 'Passt auf, was ihr dem Pfarrer erzählt!' Die Priester sind gut vernetzt und erfahren auch durch die Beichte sehr viel. Ihr Wissen und ihr soziales Engagement können den Kartellen gefährlich werden." Die Zahl der Priestermorde hat unter Präsident Pena Nieto drastisch zugenommen: "Die traurige Bilanz seiner Amtszeit lautet 26 ermordete und zwei verschwundene Priester", sagte Wilhelm.

Stellungnahme der mexikanischen Bischofskonferenz

Die mexikanische Kirche hat unterdessen die Behörden aufgefordert, die Ermittlungen voranzutreiben. "Wir vertrauen darauf, dass die Autoritäten den Vorfall aufklären", heißt es in einer Stellungnahme der mexikanischen Bischofskonferenz aus der lokale Medien am Dienstag (Ortszeit) zitierten. Die am Sonntagabend aufgefundene Leiche von Priester Icmar Arturo Orta wies nach Medienberichten Folterspuren und war an Händen und Füßen gefesselt. Zuvor war das Opfer mehrere Tage als vermisst gemeldet worden.

Mexiko ist eines der gefährlichsten Länder der Welt für katholische Geistliche. Allein im Jahr 2016 wurden 520 Mord- und Gewaltdrohungen gegen katholische Geistliche registriert, die überwiegend von Drogenkartellen ausgingen. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation für Priester in Mexiko demnach zunehmend verschlechtert. In der Amtszeit von Präsident Felipe Calderon (2006-2012) wurden insgesamt 24 Geistliche ermordet. Nach Angaben des Katholischen Multimedia-Zentrums (CCM) sind seit Jahresbeginn in Mexiko bereits sieben Geistliche ermordet worden.


Quelle:
KNA