Adveniat zur Eröffnung des Aktionsbündnisses "Steilpass"

"Fairness für die Menschen in Brasilien"

In knapp drei Wochen beginnt in Brasilien die WM. Doch wo die großen Fußball- Arenen gebaut wurden, herrscht auch Armut und Ungerechtigkeit. Dagegen kämpft die "Aktion Steilpass", zu der auch Adveniat gehört. Sprecher Christian Frevel im domradio.de-Interview.

Aktion Steilpass (Adveniat)

domradio.de: Was genau kritisieren Sie denn am Drumherum der WM?

Frevel: Wir kritisieren natürlich nicht den Fußball. Das ist gar nicht die Frage. Fußball ist ein völkerverbindendes Element und da herrschen klare Regeln, dass es gelbe Karten gibt und Freistöße und sowas und normalerweise ist der Ball auch drin, wenn er hinter der Linie ist. In der brasilianischen Gesellschaft aber gibt es diese Regeln in dieser Klarheit nicht. Das bemängeln wir. Dass manche Leute scheinbar über den Gesetzen stehen, dass Korruption herrscht, dass in manchen Räumen Rechtsfreiheit herrscht und das wollen wir anklagen. Wir fordern mit diesem Aktionsbündnis "Steilpass" Fairness für die Menschen und Gerechtigkeit für die Menschen in Brasilien und in ganz Lateinamerika. Das ist der eine Punkt. Der andere Punkt ist, dass wir sagen, es wird unglaublich viel Geld ausgegeben für diese Fußballweltmeisterschaft in Brasilien und die Menschen haben von dieser Riesenparty, die da steigt, eigentlich nichts. Jedenfalls nicht die armen Menschen, mit denen wir zusammen arbeiten als Hilfswerk. Im Gegenteil, da werden Menschen vertrieben von ihren angestammten Wohnsitzen, weil Zufahrtsstraßen für diese neuen Stadien gebaut werden müssen. Da wird ihnen die Arbeit genommen, weil nämlich die FIFA sagt, ihr dürft hier nichts verkaufen im Umkreis von zwei, drei Kilometern rund um diese Stadien. Und die Menschen, die sonst davon leben in dieser Region, irgendwelche Waren zu verkaufen - und viele arbeiten ja dort im informellen Sektor - die dürfen das auf einmal nicht mehr tun.

domradio.de: Sprechen wir doch jetzt mal über die "Aktion Steilpass". Jeder einzelne von uns kann sich da beteiligen und eine Onlinepetition unterschreiben. Was steht da drin und an wen richtet die sich?

Frevel: Ja, wir haben zehn Forderungen aufgestellt gemeinsam. Nicht nur Adveniat, sondern die anderen Verbände in diesem Bündnis "Steilpass", sprich der DJK Sportverband, die Katholische Arbeitnehmerbewegung, die Katholische Landjugendbewegung KJB und Kolping International. Wir nennen zehn Punkte, die sich orientieren an den Forderungen der Brasilianischen Bischofskonferenz: bessere Bildung, besserer Zugang zur Gesundheitsversorgung, wir brauchen ein besseres Transportwesen, wir brauchen gerechte Medien etc. Zehn Forderungen, die wir in kurzen Sätzen aufgeführt haben. Die richten sich an die Brasilianische Regierung. Im ersten Schritt werden wir diese im Vorfeld der WM vor Ort in Brasilia als Petition an die Vertreter der Brasilianischen Regierung überreichen. Aber sie richtet sich nicht zuletzt auch an unsere eigene Regierung hier in Deutschland. Das werden wir dann zum Ende des Jahres mit den Vertretern unserer Regierung hier in Deutschland nochmal diskutieren, welche Verantwortung wir haben, dass sich dort die Schwerpunkte der Arbeit in Brasilien ein bisschen verändern und nicht nur auf die wirtschaftlichen Erfolge geschaut wird, sondern auf die Menschen, die letztendlich davon profitieren sollen, aber es nicht tun.

domradio.de: Die Aktion tourt auch durch Deutschland, wo kann man sie treffen und was gibt`s da zu sehen?

Frevel: Es gibt ne ganze Menge Veranstaltungen in unseren beteiligten Verbänden. Höhepunkte werden natürlich sein das DJK-Sportfest in Mainz am Pfingstfest, und auf dem 99. Deutschen Katholikentag in Regensburg werden an allen Ständen unsere Kooperationsverbände in diesem Bündnis mit aktiv sein. Da kann man auch selber aktiv werden, es gibt ganz viele Kickerturniere und die Leute können sich einreihen in einen Menschenkicker, also selbst zur Spielfigur werden und für Fairness und Gerechtigkeit mitspielen.

domradio.de: Heute wird die Aktion offiziell eröffnet. Anpfiff: Was planen Sie genau?

Frevel: Wir wollen heute die Aktion darstellen, zum einen, und zum anderen schildern, dass wir prominente Fürsprecher für unsere Aktion haben. Es gibt ein paar Prominente, die da mitmachen: Schauspieler, wie Peter Lohmeyer, Eva Habermann, etc. Wir haben den Comedian und Schriftsteller Frank Gosen dabei, übrigens selbst DJKler, der also selbst eine Jugendmannschaft innerhalb des DJK, des katholischen Sportvereins, trainiert, und der ganz deutlich sagt: Hört mal, liebe Leute, nicht die Angstbux anhaben, sondern stellt euch offen vor diese Forderungen, unterzeichnet diese Petition.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR