Advent im Salzkammergut

Glühmost und Bauernkrapfen

Einmal in diesen Wochen muss das sein - hinaus in den Advent, dorthin wo er richtig schön ist! Möglich ist das, zum Beispiel dort, wo östlich von Salzburg die Alpen beginnen und die ersten Berge aufragen: Im Salzkammergut am Wolfgangsee, Mondsee, Fuschlsee oder in Bad Ischl - überall laden die Einheimischen ein, in ihren Advent mit einzutauchen. Und er ist ist ziemlich stimmig, ihr Advent.

Warme Speisen - Advent im Salzkammergut / © St.Q.
Warme Speisen - Advent im Salzkammergut / © St.Q.

Es ist der späte Nachmittag am kleinen Uferplatz in St. Wolfgang. Eine zarte Schneedecke liegt auf den Hütten des Adventmarktes, schon sind die Lichter an und draußen auf dem See leuchtet die dort verankerte Friedenslaterne, fast zwanzig Meter hoch, Wahrzeichen des Advents am Wolfgangsee.

Zum Punsch vorm Weißen Rössl

Punsch und Glühmost ist bei dieser kalten Witterung bei den Besuchern beliebt, und in der Hütte, die mitten auf dem Platz steht und nach allen Seiten geöffnet ist, schenkt eine junge Frau aus, die diesen Adventmarkt in St. Wolfgang mit organisiert. Es ist Gudrun Peter, die Chefin vom Hotel Weißes Rössl. Das Ausschenken gehöre zu ihren Aufgaben mit dazu, lacht sie, die Wirtin des Weißen Rössls im Film habe schließlich auch Bier ausgeschenkt. Gudrun Peter spielt auf den Film mit Peter Alexander und Waltraud Haas von 1960 an, die bekannte Verfilmung der noch bekannteren Operette „Das Weiße Rössl“, die genau hier spielt, an diesem Uferplatz neben und im Weißen Rössl. Das Hotel hat sich mittlerweile längst zu einem Wellness-Hotel gemausert: nicht weit vom Uferplatz, aber eben schon richtig im See, steigen Nebelschwaden aus dem 30-Grad-warmen Außenbecken.

Advent rund um den See

Noch vor gut zehn Jahren war es hier in St. Wolfgang ganz still im Advent und die Hotels waren geschlossen, der Ort war vor allem ein Ziel für die „Sommerfrische“. Dann kam die Idee des Adventmarktes auf, Geschäftsleute um Gudrun Peter erhielten das Marktrecht und achten seitdem auf Stimmung und Stimmigkeit. Es ginge um Gefühl, so Gudrun Peter, den Advent könne man hier erleben wie früher, wie er in Österreich erwartet würde, ohne Weihnachtsmann und „Stille Nacht“. Und das bedeutet vor allem, dass Einheimische Einheimisches anbieten, dass es romantisch zugeht aber nicht kitschig.

Der besonders am Wochenende gut besuchte aber dennoch beschauliche Adventmarkt in St. Wolfgang erstreckt sich vom See hinauf über den Marktplatz und durch die Pilgergasse, unten am Ufer kann man dann aber auch das Boot besteigen, um über den See hin nach St. Gilgen oder Strobel zu gelangen. Bis hierher leuchtet das Licht der übergroßen Friedenslicht-Laterne, es verbindet den Advent rund um den Wolfgangsee.

Nach der Messe Bauernkrapfen mit Sauerkraut

Wenige Kilometer vom Wolfgangsee entfernt, über den Schärfling Paß hinweg, liegt der Mondsee. Der Adventmarkt im Städtchen Mondsee ist von der großen Basilika St. Michael geprägt. Auf dem Marktplatz zu Fuße der hohen Barockfassade der Kirche sind die kulinarischen Stände aufgebaut, ein eigener Mondseer Adventwein dampft in den Töpfen. An Sonntagen nach der Messe bildet sich vor allem an einer Hütte eine Schlange Hungriger: Bauernkrapfen gibt es hier, nach altem Rezept mit Sauerkraut. Früher hätten die Bauern zu Mittag den Krapfen mit Sauerkraut gegessen, die restlichen hätte es dann zum Kaffee mit Zucker oder Marmelade gegeben, verrät Lisi Scheinast, die mit zwei anderen Frauen die Krapfen im Öl ausbäckt und dann mit Sauerkraut serviert. Ein bisschen Anis sei im Germteig, verrät Lisi.

Die drei gehören zum „Verein der Erhaltung traditioneller Backwaren im Mondseeland“ – einer von sehr vielen Ortsvereinen, die den Adventmarkt in Mondsee erst möglich machen. Und wer mit Bauernkrapfen gestärkt durch den Kreuzgang des ehemaligen Klosters schlendert, ahnt, welche Mühe in diesem Markt steckt, denn hier reiht sich Stand an Stand, allesamt mit ansprechendem Kunsthandwerk bestückt. Da lohnt der Besuch auch von Ferne.

Adventliches Brauchtum in Fülle

Der Advent im Salzkammergut, den es ebenso wie in St. Wolfgang und am Mondsee auch in Bad Ischl, am Traunsee und rund um den Fuschlsee gibt, hat eine ganze eigene Ausstrahlung. Das liegt natürlich an der Kulisse der Dörfer inmitten meist schon winterlicher Berge, und es liegt auch an der Stille, die Seen und Landschaft ausstrahlen. Vor allem aber sind es die kleinen Unterschiede zu den „Weihnachtsmärkten“ westdeutscher Städte, die hier deutlich machen, dass es Advent ist und eben noch nicht Weihnachten. Dabei können die Menschen hier allerdings auch aus der reichen Fülle ihres Brauchtums schöpfen, was vor allem in all den Volksweisen deutlich wird, die in dieser Zeit daheim, auf den Märkten und in Konzerten erklingen. Und selbst in Hotelfoyers und Restaurants steht kein Weihnachtsbaum, sondern leuchten „nur“ die Kerzen des Adventkranzes.

So kann man hier gut wegtauchen aus dem Vorweihnachtsrummel daheim und eintauchen in einen doch sehr authentischen Advent, selbst wenn dahinter das Interesse steht, Urlauber zu dieser Zeit ins Land zu holen. Aber oftmals steht man dann im kleinen Kreis unter Einheimischen an der Punschhütte beisammen, probiert den Most aus Orangen oder Marillen oder bei noch größerer Kälte den Obstler aus der nahen Brennerei. Und immer lassen die Menschen hier die Gäste spüren, dass sie willkommen sind in ihrem heimischen Advent. (St.Q.)

Außerdem in der Sendung: Salzburg lädt ein zum traditionellen (Link ist extern)Salzburger Adventsingen im Festspielhaus, hochprofessionell und stimmungsvoll.


Kunsthandwerk in Mondsee / © St.Q.
Kunsthandwerk in Mondsee / © St.Q.