Adventsimpuls von Bischof Feige

"Ein hörendes und demütiges Herz"

In seinem Adventsimpuls für domradio.de ruft der Magdeburger Bischof Gerhard Feige zu Solidarität mit den Geringsten und Schwächsten, den Kindern und Alten, den Armen und Vereinsamten und  Kranken und auch denen die fremd sind in unserem Land auf.

Bischof Gerhard Feige (dpa)
Bischof Gerhard Feige / ( dpa )

Vermutlich geht es Ihnen ähnlich. In diesen Wochen liegen wieder öfter Briefe in meinem Postkasten, in denen ich gebeten werde, für dieses oder jenes Vorhaben zu spenden. Auch in den Straßen sind vielmehr Bettler anzutreffen als sonst.

Jahr für Jahr wird im Advent an unser Mitgefühl und unsere Barmherzigkeit appelliert.

Natürlich ist es richtig und im Sinne Jesu, Bedürftigen spontan mit einer Spende zu helfen. Meiner Ansicht nach bedeutet barmherzig gesinnt zu sein aber vielmehr als die eine oder andere Geldspende zu geben und sich anschließend mit ruhigem Gewissen wieder ganz dem eigenen Tun hinzugeben. In der Nachfolge Jesu müsste unsere größte Aufmerksamkeit  über das Almosengeben hinaus insgesamt grundsätzlich denen gelten, für die auch Jesus ein Herz hatte. Den Geringsten und Schwächsten, den Kindern und Alten, den Armen und Vereinsamten und  Kranken und auch denen die fremd sind in unserem Land.

Auf sie zuzugehen, sie anzunehmen und ihnen mit Liebe zu dienen, das ist eine unserer vornehmsten Aufgaben. Ihr Schicksal darf uns nicht ungerührt lassen. Es muss uns zu praktischem Tun anregen, zu echter aktiver Anteilnahme und das nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit Barmherzigkeit ist die stärkste Botschaft unseres Herrn.

Wir sollen sie erfahrbar machen. Allerdings brauchen wir dafür ein hörendes und demütiges Herz. Eines, das sich nicht über die anderen Menschen erhebt, sondern weiß, wir selbst sind auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen. Nur wer sich so versteht ist letztlich auch in der Lage ganz im Sinne Jesu anderen in Liebe zu dienen. Wenn Du weise bist, so schrieb einmal der heilige Bernhard von Clairvaux, erweise Dich daher als Schale nicht als Kanalrohr. Das Rohr nimmt fast zur selben Zeit etwas auf und gibt es weiter. Die Schale dagegen wartet, bis sie voll ist, und gibt dann alles, was überfließt, ohne Verlust weiter.

Ja, liebe Hörerinnen und Hörer, Rohre haben wir heute unter uns Christen in großer Zahl. Schalen aber nur wenige. Manche wollen viel lieben ausgießen, als sich etwas eingießen lassen. Sie sind bereitwilliger zu reden als zuhören und schnell bereit zu lehren, was sie nicht gelernt haben. Höre was Du für Dein eigenes Heil brauchst bevor Du so kühn sein darfst es ausströmen zu lassen. Lassen wir uns in diesen Tagen des Advent wieder neu mit dem Erbarmen Gottes anfüllen damit wir in der Lage sind, dieses Erbarmen überall dort weiter zu schenken, wo Menschen darauf warten.