"Ärzte ohne Grenzen" beklagt Kriegsführung im Jemen

"Grundrechte werden mit Füßen getreten"

Im Jemen herrscht seit zwei Jahren Krieg, doch die Welt nimmt kaum Notiz davon. Dabei ist die Situation katastrophal. Millionen Menschen hungern, Medikamente fehlen, Kliniken werden bombardiert. "Ärzte ohne Grenzen" schlägt Alarm.

Autor/in:
Johanna Greuter
Vor allem die Kinder leiden im Jemen / © Yahya Arhab (dpa)
Vor allem die Kinder leiden im Jemen / © Yahya Arhab ( dpa )

In dem seit zwei Jahren herrschenden Krieg würden Bauern auf dem Feld beschossen und Kliniken bombardiert, sagte der Geschäftsführer des deutschen Zweigs der Hilfsorganisation, Florian Westphal, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dies verstoße gegen humanitäres Völkerrecht. "Der Krieg wird mit einer Rücksichtslosigkeit gegenüber der Zivilbevölkerung geführt, die wirklich durch nichts zu entschuldigen ist", kritisierte Westphal.

“Ich möchte wieder nach Hause zurück, aber dort ist es noch immer nicht sicher. Ich will nur Frieden für meinen #Jemen.” pic.twitter.com/ES4PDI8u3n

— UNO-Flüchtlingshilfe (@unoflucht) 17. März 2017

Bislang wurden Tausende Zivilisten im Jemen verletzt oder getötet. "Derzeit gibt es für die Zivilbevölkerung keine Sicherheit und keinen Schutz vor den Kämpfen", betonte der Geschäftsführer. Er bezog diese Kritik auf alle Konfliktparteien: Im Jemen kämpfen Huthi-Rebellen gegen die Regierung, die von einer saudi-arabisch geführten Koalition unterstützt wird.

Viele Kranke und Verwundete im Jemen seien gar von jeglicher medizinischer Grundversorgung abgeschnitten. Gefährlich seien auch die wiederholten Angriffe auf Krankenhäuser, auf Rettungswagen oder auf medizinisches Personal. "Menschliche Grundwerte, wie das Recht auf medizinische Versorgung auch im Kriegsfall, werden mit Füßen getreten", sagte Westphal.

Mehr Engagement für den Jemen

Millionen Menschen sind nach seinen Worten innerhalb des Landes auf der Flucht. "Die UN schätzen, dass bereits 17 Millionen Menschen von Hunger bedroht sind", erklärte Westphal. Rund 460.000 Kinder unter fünf Jahren seien wegen extremer Mangelernährung in akuter Lebensgefahr, fügte der gelernte Journalist hinzu, der seit 2014 die deutsche Sektion von "Ärzte ohne Grenzen" leitet.

Westphal forderte die internationale Gemeinschaft auf, sich mehr im Jemen zu engagieren. "Die mächtigsten Staaten der Welt müssen sich dafür einsetzen, dass die Angriffe auf Zivilisten und Krankenhäuser sofort eingestellt werden." Für humanitäre Helfer sei es enorm schwierig und gefährlich, in diesem rücksichtslosen Krieg zu arbeiten.

Jemen - Armenhaus der arabischen Welt

Der Jemen im Süden der Arabischen Halbinsel gehört zu den ärmsten Ländern der arabischen Welt. Vier Fünftel der gut 26 Millionen Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. 2011 brachen Proteste aus, die zum Sturz des Langzeitpräsidenten Ali Abdullah Saleh führten. Seitdem kommt das Land nicht zur Ruhe. Ein Bürgerkrieg zwischen der international anerkannten sunnitischen Regierung und den schiitischen Huthi-Rebellen kostete bereits Tausende Menschen das Leben und hat die Infrastruktur des Landes weitgehend zerstört. Internationale Friedensbemühungen blieben bisher erfolglos.

Kinder im Jemen mit Essensmarken / © Hani Mohammed (dpa)
Kinder im Jemen mit Essensmarken / © Hani Mohammed ( dpa )
Quelle:
epd