Bayerischer Pfarrer nach AfD-kritischer Silvesterpredigt angezeigt

Verdacht der Volksverhetzung und üblen Nachrede

Die Kirchen haben die AfD als für Christen nicht wählbar bezeichnet. Nun sieht sich seinerseits ein Priester im bayrischen Erding einer Strafanzeige wegen kritischer Aussagen über Parteichefin Alice Weidel gegenüber.

Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari (KNA)

Ein katholischer Pfarrer in Bayern ist laut übereinstimmenden Medienberichten wegen des Verdachts der Volksverhetzung und übler Nachrede angezeigt worden.

Die Vorwürfe richten sich gegen Aussagen des Erdinger Stadtpfarrers Martin Garmaier in der Silvesterpredigt.

Alice Weidel / © Bernd von Jutrczenka (dpa)

Dieser hatte demnach in seiner Ansprache am 31. Dezember AfD-Parteichefin Alice Weidel und "viele andere" dafür kritisiert, dass sie den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg für Stimmungsmache gegen Ausländer "umnützen" wollten. "So werden sie auf ihre Weise zu Verbrechern, zu Verbrechern an unserer Gesellschaft", wird der Pfarrer wiedergegeben.

Erzbistum: einmaliger Vorgang

Hinter der Anzeige soll ein pensionierter Polizist stecken, der sich nach eigenen Angaben seit Jahren im Erdinger Kreisverband der AfD engagiert. Der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands, Peter
Junker, gibt indes an, der Mann sei kein Mitglied der AfD. "Wir haben ihn auch in keinster Weise aufgefordert, eine Anzeige gegen irgendjemand zu erstatten."

Dass ein Priester wegen einer Predigt womöglich strafrechtlich belangt werden soll, ist für das Erzbistum München und Freising nach den Worten seines Sprechers Christoph Kappes ein einmaliger Vorgang. Vergleichbare Fälle seien der Bistumsverwaltung nicht bekannt.

Kappes fügte hinzu, bisher habe es noch keinen Kontakt zu dem Pfarrer gegeben. Auch kenne man den Wortlaut seiner Aussagen noch nicht.

Sollte es zu einem Strafverfahren kommen, könne Garmaier aber wie alle anderen Mitarbeitenden der Kirche auch mit juristischer Unterstützung des Erzbistums rechnen. Das gebiete die Fürsorgepflicht.

(Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 16.1.2025 um 7:33 Uhr aktualisiert.)

Erzbistum München und Freising

Das Erzbistum München und Freising ist mit rund 1,45 Millionen Katholiken (Stand: Juni 2024) das größte unter den sieben bayerischen Bistümern und eine der bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Sie erstreckt sich über eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern vorwiegend auf Oberbayern und ging hervor aus dem Hochstift Freising, das der heilige Bonifatius 739 errichtete. Nach der Säkularisation 1821 wurde der Bischofssitz nach München verlegt und die Erhebung zum Erzbistum verfügt.

Türme des Liebfrauendoms in München / © FooTToo (shutterstock)