DOMRADIO.DE: Was verbirgt sich hinter der Aktion "Christkind aktiv"?
Friedhelm Appel (Pastoralreferent Pfarrei St. Maria Magdalena, Geldern): "Christkind Aktiv" ist eine Aktion, die jetzt schon mehrere Jahre in unserer Kirchengemeinde läuft. Wir haben ungefähr 18.000 Mitglieder und sind in acht Ortschaften aufgeteilt. Ich bin in der Caritasarbeit aktiv und da ist immer wieder aufgefallen, dass die Not in den Familien und bei den Kindern groß ist.
An Weihnachten ist der Gabentisch nicht überall reich gedeckt. Familien müssen sich strecken und recken, um überhaupt Geschenke für die Kinder oder auch für sich selber kaufen zu können. Auf der anderen Seite gibt es in unserer Kirchengemeinde viele, die helfen möchten, die gefragt haben: "Können wir nicht was machen? Können wir nicht da auch aktiv werden?"
So ist diese Aktion entstanden, dass wir über unsere Caritas-Gruppen, aber im wesentlichen auch über unsere Kindertageseinrichtung geschaut haben: "Welche Familien kommen in Frage? Welche Kinder sind da und welche Wünsche können wir erfüllen?"
Wir machen das zusammen mit dem Caritasverband Geldern-Kevelaer hier im Caritas-Zentrum. In den Beratungsstellen, bei der Sozialberatung, der Schuldnerberatung und Ähnlichem gibt es viel Kontakt mit Familien und Einzelpersonen, die eben zu Weihnachten nicht unbedingt ein Geschenk auf dem Tisch haben.
DOMRADIO.DE: Das heißt, die Informationen von den Familien liegen Ihnen schon vor. Oder können Familien sich auch melden, wenn die finanziellen Mittel nicht reichen, um den Kind ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen?
Appel: Ja, Menschen, die davon hören, können sich an uns auch wenden. Sie erklären dann, dass sie eine schwere Situation haben und ob sie diesmal auch an der Aktion beteiligt werden können. Das passiert also durchaus, dass Menschen zu mir ins Büro kommen und klingeln, von der Aktion gehört haben und eben dann auch bedacht werden können.
DOMRADIO.DE: Auf Ihrer Website steht, im vergangenen Jahr waren es 400 Familien. Jetzt wissen wir in diesem Jahr, dass die Inflation steigt und das Geld wird immer weniger. Sehen Sie einen steigenden Bedarf?
Appel: Den steigenden Bedarf sehen wir. Und ein Effekt, den wir da leider machen mussten, ist, dass wir vornehmlich jetzt Kinder und Senioren berücksichtigen und bei den anderen Erwachsenen – Eltern, Väter und Mütter – noch mal gucken und uns fragen: "Kriegen wir das hin?"
Die Spendenbereitschaft ist nach wie vor hoch, aber wir müssen gucken, dass auch alle Wunschkarten am Ende weg sind, damit die Erwartung mit dem Geschenk auch erfüllt werden kann.
DOMRADIO.DE: Dahinter verbirgt sich sicherlich auch eine große Logistik, allein schafft man das alles nicht und sicherlich auch nicht mit zwei, drei Ehrenamtlichen. Wie viele Personen sind in diesem Projekt involviert?
Appel: An Heiligabend selber haben wir 20 Personen mit Auto, die dann die Geschenke bringen. Die fangen Heiligabend um 11 Uhr an und sind dann bis in den Nachmittag hinein unterwegs, verteilen die Geschenke und werden auch oft hinein gebeten.
Die Logistik vorher betrifft hauptsächlich das Schreiben der Wunschkarten. Wir bekommen die Wünsche mitgeteilt und davon erstellen wir dann die Wunschkarten. Das Schreiben ist da schon ein hoher Aufwand. Da haben wir aber einige Ehrenamtliche, die sich dann an den PC setzen und schreiben.
Und diese Karten bieten wir dann nach den Gottesdiensten in unseren Kirchen an. Hilfe kommt auch vom örtlichen Handel und dem Weltladen. Es gibt also verschiedene Anlaufstellen, wo Menschen sich dann eine Wunschkarte aussuchen können, um das Geschenk für die Bedürftigen zu kaufen und am 20. Dezember ins Pfarrheim zu bringen.
Das Heim quillt dann über von Geschenken. Die Leute bringen das Geschenk und dann ist für die Menschen, die das spenden, schon so was wie Weihnachten, da sie wissen, sie tun was Gutes.
DOMRADIO.DE: Sie haben einige Male auch Ehrenamtliche mit ins Spiel gebracht. Da gibt es ja immer wieder bei Menschen die Unsicherheit, wie viel man sich da einbringt und verpflichtet. Spüren Sie da, ob das ehrenamtliche Engagement nachlässt? Oder ist das in Geldern aktuell überhaupt kein Thema?
Appel: Was nachlässt, ist dieses organisierte Verbandswesen. Wir haben keine Pfarrcaritas mehr mit Satzung oder Vorsitzenden. Die Leute lassen sich ansprechen für konkrete Aktionen. Nicht nur für diese Aktion, wir haben zum Beispiel auch Heiligabend in Gemeinschaft oder über das Jahr verteilt andere Aktionen, die dann begrenzt sind.
Bei der Christkind-Aktion sind wir vielleicht insgesamt vier oder fünf Wochen aktiv. Das ist unterschiedlich intensiv an unterschiedlichen Tagen. Aber dann ist die Aktion abgeschlossen. Und da habe ich jetzt wenig Probleme, Menschen zu finden, die mitmachen.
Das Interview führte Oliver Kelch.