Aktion "Neue Nachbarn" soll Flüchtlingen helfen

Willkommen im Pfarrheim

Das Erzbistum Köln hat die Aktion "Neue Nachbarn" gestartet, um Flüchtlinge zu unterstützen. Wie Pfarrgemeinden sich einbringen können, erklärt Kai Diekelmann vom Caritas-Verband im domradio.de-Interview.

Neue Nachbarn (dpa)
Neue Nachbarn / ( dpa )

domradio.de: Es sind gleich mehrere Dinge, die mit der Aktion "Neue Nachbarn" verbunden sind. Zunächst einmal geht es darum Wohnraum zu schaffen für Flüchtlinge. Dazu sind besonders die Gemeinden aufgerufen, oder?

Kai Diekelmann (Leiter der Abteilung Migration der Caritas im Erzbistum Köln): Ja, Wohnen ist natürlich ein ganz elementares Bedürfnis der Menschen, die nach Deutschland kommen. Man weiß, nicht nur von der Millionenstadt Köln, sondern auch von vielen kleinen Gemeinden auf dem Land, dass es nicht einfach ist, die ihnen zugewiesenen Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen. Hier in Köln gibt es ja beispielsweise schon das Ausweichen auf eine Turnhalle, es ist auch daran gedacht, Flüchtlinge auf Schiffen unterzubringen. Das macht einfach deutlich, dass mehr Wohnraum gebraucht wird.

Die Städte haben in der Vergangenheit versucht, das mit ihren Möglichkeiten zu regeln. Sie haben allerdings - weil die Situation immer angespannter geworden ist - öffentlich aufgerufen, zu helfen und Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Und die Kirche mit ihren Möglichkeiten kann da eine ganze Menge tun. Es gibt ja seitens des Bistums Liegenschaften, die sich durchaus zur Unterbringung von Flüchtlingen eignen. Es gibt nach der Zusammenlegung von Pfarrgemeinden zu Seelsorgebereichen manches Pfarrhaus oder manches Pfarrheim, das im Grunde genommen leer steht oder nicht mehr täglich genutzt wird. Da bietet es sich an, zumindest zu prüfen, ob das eine Möglichkeit zur Unterbringung von Flüchtlingen ist.

domradio.de: An welcher Stelle kommen Sie als Caritas ins Spiel? Haben Sie auch Liegenschaften, die genutzt werden können?

Diekelmann: Die Caritas ist da weniger im Spiel, das konzentriert sich auf Gebäude im Eigentum von Pfarrgemeinden.

domradio.de: Das Erzbistum stellt Gebäude und finanzielle Mittel zur Verfügung, um Hilfe zu leisten. In welcher Dimension muss man sich das vorstellen? Das ist ja kein Thema, das in drei Monaten schon beendet sein wird, oder?

Diekelmann: Nein, unser neuer Erzbischof, Kardinal Woelki, hat ja schon bevor er nach Köln kam sehr deutlich gemacht, dass ihm die Sorge für Flüchtlinge ein wichtiges Anliegen ist. In den wenigen Wochen, seitdem er im Amt ist, ist meine Wahrnehmung, dass es ihm gelungen ist, sehr viele Menschen innerhalb unserer kirchlichen Strukturen - aber auch gläubige Christen in den Pfarrgemeinden - anzustecken, sich an einer Willkommenskultur für Flüchtlinge zu beteiligen.

Die Aktion "Neue Nachbarn" ist der Versuch, diese Hilfsbereitschaft von Menschen, von kirchlichen Strukturen, von allen Kräften unserer Kirche, zu unterstützen. Der jetzt ausgelobte Soforthilfefonds ist insbesondere für Pfarrgemeinden gedacht, die eine gute Idee haben, welche Angebote man Flüchtlingen vor Ort machen kann - zum Beispiel ein Sprachkurs oder eine Spielgruppe für Kinder. Die Pfarrgemeinden haben die Möglichkeit, damit zu beginnen und ganz unbürokratisch Mittel zu beantragen.

domradio.de: Sie haben das Stichwort genannt: Willkommenskultur. Was das meint, das sieht man auch auf einer Internetseite, richtig?

Diekelmann: Richtig, die Internetseite www.aktion-neue-nachbarn.de bietet Hintergrundinformationen zu Flüchtlingen und ihrer Situation. Die Seite enthält aber auch eine Liste von Ansprechpersonen in allen Caritas-Verbänden im Erzbistum Köln, an die sich Pfarrgemeinden oder Ehrenamtliche wenden können, wenn sie Idee haben. Man muss in solchen Fällen natürlich immer schauen, was ist sinnvoll, was brauchen die Flüchtlinge konkret. Da helfen die Ansprechpersonen. Es gibt auf der Internetseite außerdem eine Menge an Handreichungen, welche Angebote helfen, eine Willkommenskultur zu verwirklichen.

Das Gespräch führte Daniel Hauser.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Weder domradio.de noch das Erzbistum Köln machen sich Äußerungen der Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen zu eigen.


Quelle:
DR