Aktionsgemeinschaft fordert Gleichbehandlung junger Flüchtlinge

Verstoß gegen UN-Kinderrechtskonvention?

Die Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW hat die Gleichbehandlung aller minderjährigen Flüchtlinge in Deutschland gefordert. Jugendliche, die eine geringe Bleibeperspektive haben, würden derzeit deutlich benachteiligt.

Autor/in:
Claudia Rometsch
Minderjähriger Flüchtling / © Daniel Karmann (dpa)
Minderjähriger Flüchtling / © Daniel Karmann ( dpa )

Das sagte der Sprecher der Aktionsgemeinschaft, Reiner Mathes, dem Evangelischen Pressedienst in Köln. Kinderrechte müssten aber für alle Minderjährigen unabhängig von ihrer Herkunft gelten. Dazu habe sich Deutschland mit der Unterzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention verpflichtet.

Zunehmend Integrationsleistungen verwehrt

Die Aktionsgemeinschaft, die an diesem Freitag in Hamm ihr 25-jähriges Bestehen feiert, beobachte aber, dass jungen Flüchtlingen mit geringer Bleibeperspektive zunehmend Integrationsleistungen verwehrt würden, sagte Mathes. Sie hätten kaum Chancen auf Teilnahme an Sprachkursen und Angeboten zur Ausbildungsvorbereitung. Dennoch blieben diese Jugendlichen oft jahrelang in den zentralen Unterkünften, weil sie etwa aus humanitären Gründen nicht abgeschoben werden könnten.

Die jungen Menschen seien damit zum Nichtstun verurteilt. "Aus unserer Sicht ist das menschenverachtend und es ist auch überhaupt nicht integrations- und entwicklungsfördernd", kritisierte Mathes.

Selbst wenn die Jugendlichen schließlich wieder in ihr Heimatland zurückkehrten, sei es sinnvoll, ihnen für die Dauer ihres Aufenthalts in Deutschland Bildungsmöglichkeiten zu geben. "Dann könnten sie das, was sie hier gelernt haben, künftig in ihren Heimatländern umsetzen."

Keine ausreichenden Kapazitäten

Probleme gebe es vielerorts auch noch mit dem Schulbesuch junger Flüchtlinge, beobachtet Mathes. Angesichts von 71.000 schulpflichtigen Flüchtlingskindern reichten die Kapazitäten nicht aus. Deshalb müssten viele Kinder und Jugendliche monatelang auf einen Schulplatz warten. Das Aktionsbündnis fordert das Recht auf Schule für alle Flüchtlingskinder ab dem ersten Tag. "Die Schulpflicht darf nicht ausgehöhlt werden."

Grundsätzlich habe Nordrhein-Westfalen aber bei der Bewältigung des Zustroms junger Flüchtlinge im vergangenen Jahr Großes geleistet, lobte Mathes. Durch die gute Zusammenarbeit von Land, Kommunen und freien Trägern sei es gelungen, alle minderjährigen Flüchtlinge in betreuten Einrichtungen unterzubringen. "Das kann man gar nicht genug loben angesichts des großen organisatorischen Aufwands."

Verteilung auf kleine Kommunen

Entscheidend sei auch gewesen, dass es Nordrhein-Westfalen geglückt sei, die jungen Flüchtlinge auch auf die kleineren Kommunen zu verteilen, sagte Mathes. Insgesamt habe Nordrhein-Westfalen 13.000 allein reisende minderjährige Flüchtlinge innerhalb kürzester Zeit aufgenommen und versorgt.

Die Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge ist ein Zusammenschluss von neun freien Trägern der Jugend- und Migrationsarbeit in Nordrhein-Westfalen, darunter die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend, die Diözesancaritasverbände, der Deutsche Kinderschutzbund und das Paritätische Jugendwerk.


Quelle:
epd