Aktionstag gegen die Todesstrafe

Ja zum Leben

Rund 1.500 Städte in 87 Ländern beteiligen sich am weltweiten Aktionstag gegen die Todesstrafe. Sehenswürdigkeiten wie das römische Kolosseum oder der Rathausturm in Berlin werden hell erleuchtet sein, um ein Zeichen des Protestes zu setzen.

 (DR)

Der Aktionstag "Cities of Life" findet am Freitag (30.11.2012) bereits zum zehnten Mal statt. Mitinitiatorin ist die in Rom ansässige kirchliche Gemeinschaft Sant"Egidio. Das Datum erinnert an den 30. November 1786, als in der Toskana Großherzog Pietro Leopoldo weltweit erstmals in einem Staat Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte. Für eine Welt ohne Todesstrafe hatte sich am Dienstag in Rom auch eine Konferenz von Sant"Egidio eingesetzt. Teilnehmer waren neben Justizministern aus der ganzen Welt auch Zeugen und ehemalige Häftlinge, die dem Todestrakt entronnen waren.

In 97 Staaten der Welt ist die Todesstrafe komplett abgeschafft; in acht weiteren ist sie nur in Sonderstrafverfahren integriert, etwa dem Kriegsrecht. 35 Staaten haben einen Hinrichtungsstopp verhängt. Die Zahl der Staaten mit Todesstrafe beläuft sich derzeit auf 58.

Im Gespräch mit "Radio Vatikan" (Donnerstag) betonte der Präsident von Sant"Egidio, Marco Impagliazzo, die Tendenz sei eindeutig rückläufig. Er verwies auf die jüngste Abschaffung der Todesstrafe in der Mongolei sowie in den US-Bundesstaaten Illinois und Connecticut. In den vergangenen 20 Jahren haben mehr als 40 Staaten die Todesstrafe per Gesetz abgeschafft.

Negativ-Spitzenreiter China
Als Rückschläge benannte Sant"Egidio etwa die Wiederaufnahme von Hinrichtungen in Indien, wo am 21. November einer der Attentäter von Mumbai (Bombay) durch Erhängen getötet wurde. Impagliazzo interpretierte dies als Rückfall in eine "anachronistische und grausame" Art des Strafvollzuges. Allzu oft werde die Todesstrafe vom Staat als Instrument einer Art von Rache verstanden.

Oft spielten auch rassistische Motive eine Rolle, so Impagliazzo weiter. So würden in den USA, wo im vergangenen Jahr 43 Exekutionen stattfanden, überwiegend schwarze und arme Personen hingerichtet. Hingegen gelte für Sant"Egidio: "Wir müssen unser "Ja" zum Leben wiederholen, nicht das Motto der Todesstrafe: "Es lebe der Tod"."

Die weltweit meisten Hinrichtungen werden in China vollstreckt; genaue Angaben fehlen jedoch. Nach vagen Schätzungen sind es zwischen 1.700 und 5.000 im Jahr. Offiziell wurden 2011 weltweit 676 Menschen hingerichtet; die tatsächliche Zahl liegt jedoch bedeutend höher. Im Iran wurden im Vorjahr 360 Menschen hingerichtet, in Saudi-Arabien 82, im Irak 68. Auf dem europäischen Kontinent ist das autoritär regierte Weißrussland der einzige Staat mit Todesstrafe.