Trotz wachsenden Bedarfs sei die Anzahl der an globalen Friedensmissionen Beteiligten im vergangenen Jahr von 152.822 auf 145.911 gesunken - ein Rückgang von 4,5 Prozent. Laut Sipri gab es 2017 insgesamt 63 multilaterale Friedenseinsätze, davon 25 allein in Afrika. In Europa waren es 18 Missionen, im Nahen Osten neun, in Asien und Ozeanien sechs und auf dem amerikanischen Kontinent fünf.
Den Friedensforschern zufolge ging die Zahl der UN-Einsatzkräfte um 7,6 Prozent zurück, während der Anteil derjenigen, die an Friedensmissionen außerhalb der UN beteiligt waren, um 2,3 Prozent wuchs. Die Vereinten Nationen, die vor 70 Jahren zum ersten Mal den Einsatz von Truppen beschlossen, blieben der wesentliche Akteur im Bereich multilateraler Friedensschaffung und -sicherung, betonte Sipri. Zugleich aber legten regionale Organisationen und Bündnisse immer mehr an Bedeutung zu. Das treffe vor allem auf Afrika zu. Zum Beispiel kündigten die fünf Sahel-Staaten Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad im Februar 2017 die Etablierung einer neuen regionalen Eingreiftruppe für grenzüberschreitende Anti-Terror-Einsätze an.
Einsatzkräfte werden selbst zur Zielscheibe
Zwei Entwicklungen überschatten laut Sipri die anhaltenden Debatten über die Notwendigkeit von Friedenseinsätzen. Zum einen sei deren Finanzierung künftig weder kalkulierbar noch nachhaltig. Auf Druck des größten Beitragszahlers USA hatten die UN ihren entsprechenden Etat Mitte vergangenen Jahres um 600 Millionen US-Dollar gekürzt. Zum anderen würden Einsatzkräfte selbst zur Zielscheibe: Laut einem UN-Bericht wurden allein zwischen 2013 und 2017 mindestens 195 Blauhelm-Soldaten und Polizisten getötet.
Friedensforscher sehen die Welt zudem noch weit entfernt von einer atomaren Abrüstung. Zwar habe sich die Zahl der Nuklearsprengköpfe weltweit weiter verringert, doch das Tempo bleibe langsam, erklärte Sipri. Gleichzeitig seien alle neun Atommächte dabei, ihre Arsenale zu erweitern und technisch aufzurüsten, hießt es in einem Bericht zu dem Thema.
Demnach verfügten die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea zu Beginn dieses Jahres insgesamt über 14.465 Atomsprengköpfe. Das sind 470 weniger als 2017. Die Friedensforscher schätzen, dass derzeit 3.750 nukleare Sprengköpfe operativ einsetzbar sind. Anfang 2017 umfassten die globalen Bestände 14.935 Nuklearwaffen, 460 weniger als 2016.
Atommächte modernisieren Bestände
Der Rückgang sei vor allem darauf zurück zu führen, dass Russland und die USA ihre Arsenale nach Unterzeichnung des bilateralen Abrüstungsabkommens "New START" 2010 weiter reduzierten. Allerdings besitzen beide Länder immer noch fast 92 Prozent aller Nuklearwaffen. Deren langfristige Strategie sei außerdem, die Bestände von Sprengköpfen sowie die Systeme für Raketen- und Flugzeugträger und Produktionsanlagen zu modernisieren.
Washington will dafür bis 2026 etwa 400 Milliarden Dollar investieren. Nach Informationen des US-Verteidigungsministeriums vom Februar behält sich das Land vor, auch neue Nuklearwaffen zu entwickeln. Die anderen Atommächte, darunter Indien, Pakistan und China verfügen zwar über wesentlich kleinere Arsenale. Doch auch sie seien dabei, aufzustocken und neuere Kernwaffen zu entwickeln, erklärte das Institut.
"Beginn eines langen Prozesses"
"Trotz des eindeutigen internationalen Interesses an nuklearer Abrüstung, das sich in der 2017 geschlossenen Vereinbarung über ein Kernwaffenverbot widerspiegelt, zeigt die laufende Modernisierung nuklearer Bestände, dass echte Fortschritte ein weit entferntes Ziel bleiben", kritisierte Sipri-Experte Shannon Kile.
Laut Sipri hat Nordkorea seine Kapazitäten zur Nuklearwaffen-Herstellung vergangenes Jahr technisch weiter entwickelt. Bei dem als "historisch" bezeichneten Treffen mit US-Präsident Donald Trump am 12. Juni in Singapur hatte Machthaber Kim Jong Un sich grundsätzlich zu einer atomaren Abrüstung bereit erklärt. Für Fachleute ist die vage gehaltene Erklärung aber lediglich der Beginn eines langen Prozesses.