Er sehe sich darin bestätigt, dass es "eigentlich keinen hinreichenden Grund gibt, etwas gemeinsam zu feiern", erklärte Algermissen. Der Fuldaer Bischof ist stellvertretender Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.
Seine Kritik richtet sich gegen den Grundlagentext der Evangelischen Kirche in Deutschland "Rechtfertigung und Freiheit. 500 Jahre Reformation 2017". Das 112-seitige Papier war Mitte Mai vorgestellt worden. Darin benennt die EKD die theologischen Grundlagen der durch Martin Luther (1483-1546) eingeleiteten Reformation, vor allem die Rechtfertigungslehre. Im Jahr 2017 begehen die evangelischen Kirchen den 500. Jahrestag der Reformation.
Der Text komme für ihn einer Ausladung der katholischen Kirche zum Reformationsjubiläum gleich, so Algermissen. Nach all den Konsenspapieren der letzten Jahrzehnte sei die Ausdrucksweise des Textes "destruktiv". Er stoße sich an Formulierungen wie "Verbindung von Reformation und neuzeitlicher Freiheitsgeschichte" oder ein "Fest der ganzen Gesellschaft und des säkularen Staates". Hier werde die Katze aus dem Sack gelassen, nachdem schon zuvor der katholischen Kirche indirekt eine Ohrfeige nach der anderen verpasst worden sei.
Kritik an dem EKD-Text hatten bereits der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper, der "Ökumenebischof" der Bischofskonferenz, Gerhard Feige, und der Leiter des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik, Wolfgang Thönissen, geübt.
Verständnis für die Kritik äußerte der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischdfen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Karl-Hinrich Manzke. Er verstehe das Bedauern darüber gut, dass wesentliche Texte des ökumenischen Gesprächs aus der jüngsten Zeit in dem Dokument der EKD keine Erwähnung fänden, so Manzke in einem Beitrag für den Fachdienst "Ökumenische Information" der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).