Dass der Termin von Allerheiligen auf dem ersten November liegt und durch den Gegensatz unvergängliche Welt der Heiligen im Gegenüber zur vergehenden Natur dieser Jahreszeit bestimmt wird, hat sich erst im 9. Jahrhundert von Irland her in der ganzen römischen Kirche durchgesetzt.
Davor – schon in der Spätantike - erinnerte dieses Fest an die Heiligen, allerdings zunächst in der spätantiken Kirche im zeitlichen Umfeld des jüdischen Pessachfestes und damit in unmittelbarem Bezug zu Ostern.
Mit dieser Ausrichtung auf Ostern gab es auch keinen morbiden Totenkult. Der ergab sich erst durch heidnische Einflüsse in Irland und der klare österliche Bezug ging schließlich für die gesamte römische Kirche verloren.
Neuer Termin führte wohl zur Vermischung mit Totenkult
Die Rückbindung an Ostern war wohl schon am Verblassen, als die irische Kirche den Termin des Allerheiligenfestes bewusst auf den Beginn des keltischen Jahres legte – der 1. November war damals ein äußerst markantes Datum, weil es nicht nur der Jahres- sondern auch der Winteranfang war.
Wohl um heidnische Traditionen zu überlagern, wurde dieser Termin gewählt, der allerdings umgekehrt das Allerheiligenfest ebenfalls beeinflusste. Denn der irische Totenkult hat klar vorchristliche, heidnische Züge. Der neue Termin und die Schwerpunktverlagerung auf die Heiligen als Gegensatz zur sterbenden Natur im Winter setzten sich dann in den folgenden Jahrhunderten in der gesamten römischen Kirche und wird bis heute beibehalten.
Geistliche Musik zu Allerheiligen/Allerseelen
In Musica erklingt ein Tag vor Allerseelen, dem Tag des Totengedächtnisses, entsprechende Werke.
Cristobal de Morales vertonte vor rund 500 Jahren ein spezielles Stundengebet, das für die Toten gebetet, beziehungsweise gesungen wurde. Zur Totenmesse, dem Requiem, gehörte über Jahrhunderte nämlich auch das Stundengebet zum Totengedenken, das so genannte Officium defunctorum.
Der Aufbau dieses lateinischen Gottesdienstes ist ungewöhnlich. Textliche Grundlage ist das Buch Hiob aus der Bibel zum Thema Sterben, Vergänglichkeit des Menschen, aber auch die Hoffnung auf Rettung durch Gott. Dazu gibt es Antwortgesänge, bestehend aus Psalmen, die im inneren Zusammenhang zu den Hiob-Texten stehen.
Psalm 130 und das Totengedenken
Der Barockkomponist Jan Dismas Zelenka schrieb viel katholische Kirchenmusik, da er an dem Dresdner Hof angestellt war – Fürst August der Starke war 1697 zum Katholizismus übergetreten – entsprechend wurden die Gottesdienste am Hof wieder im römisch-katholischen Ritus gefeiert – dafür musste entsprechende Musik geschrieben werden, die zu zahlreichen Gelegenheiten Komponisten wie Zelenka beisteuerten.
In Dresden bekam Zelenka durch die berühmte Hofmusik, bei der er ja angestellt war, und der exzellenten Oper die neusten Musiktrends aus Italien mit und adaptierte sie für seine Werke. Sehr originell ist zum Beispiel seine Vertonung von Psalm 130.
Das ist ein Bußpsalm, in dem der Beter des Psalms um Erbarmen bei Gott bittet. Zum Psalm hinzugefügt ist in der Vertonung von Zelenka das Gedenken an die Toten und die Bitte um das Ewige Leben in Form der Totenmesse – das Werk passt damit gut zum Allerseelen-Tag am 2. November.