"Alles andere als koscher. Die CDU führt hier eine scheinheilige Debatte, die einen winzigen Prozentsatz an Tieren betrifft, die in Deutschland nach religiösen Regeln geschlachtet werden, ignoriert aber im gleichen Zuge die industrielle Massentierhaltung und das Schreddern von Millionen von Küken im eigenen Land", erklärte der Generalsekretär Gady Gronich der Europäischen Rabbiner Konferenz (CER) am Freitagabend in München.
Tierwohl dürfe nicht in den Hintergrund treten
Am Mittwoch hatte die CDU-Fraktion im Landtag von Hannover beschlossen, das Schächten ganz zu untersagen. Auch bei rituellen Schlachtungen aus religiösen Gründen dürfe das Tierwohl nicht in den Hintergrund treten, sagte der Fraktionsvorsitzende Dirk Toepffer. Anlass war das zu Ende gegangene islamische Opferfest. Dafür besaß ein Schlachtbetrieb in Niedersachsen eine Ausnahmegenehmigung zum Schächten von höchstens 200 Schafen.
Gronich sprach von einem "Affront" gegen die in Deutschland lebenden Religionsgemeinschaften, der die bislang garantierte Religionsfreiheit torpediere. "Religiöses Schlachten ist in der gesamten EU stark reguliert und wird durch eine Vielzahl wissenschaftlicher Erkenntnisse gestützt, die zugunsten des Tierwohls sprechen."
"Streng überwachte Praxis"
Bereits zuvor hatten Vertreter von Judentum, aber auch Politiker den Vorstoß der CDU-Landtagsfraktion kritisiert. Die niedersächsische Migrationsbeauftragte Doris Schröder-Köpf (SPD) sagte, die Ausnahmeregelungen für das kontrollierte Schächten von maximal 200 Tieren in Niedersachsen habe sich als "streng überwachte Praxis" bewährt, die die Religionsfreiheit sichere.
Das Schächten ist eine in Islam und Judentum vorgeschriebene rituelle Schlachtmethode, die den Verzehr von unblutigem Fleisch ermöglicht. Dabei werden den Tieren die Halsschlagadern sowie die Luft- und Speiseröhre mit einem Schnitt durchtrennt. Auf eine Betäubung wird verzichtet, so dass das Tier wegen des noch aktiven Kreislaufs vollständig ausbluten kann. Der Genuss von Blut ist in beiden Religionen verboten.