Kölner Protokollchefin über die Ankunft des Papstes beim Weltjugendtag 2005

Als Benedikt XVI. das Protokoll sprengte

Auf dem Schiff fuhr er den Rhein hinunter: Vor 14 Jahren ging Papst Benedikt XVI. in Köln von Bord und besuchte den XX. Weltjugendtag. Mit dabei war die Kölner Protokollchefin Ingeborg Arians – sie hat einige besondere Erinnerungen an diesen Tag.

Papst Benedikt XVI. bei seiner Ankunft zum Weltjugendtag in Köln am 18. August 2005 / © Wolfgang Radtke (KNA)
Papst Benedikt XVI. bei seiner Ankunft zum Weltjugendtag in Köln am 18. August 2005 / © Wolfgang Radtke ( KNA )

DOMRADIO.DE: Als Protokollchefin sind Sie die Hüterin des Goldenen Buches der Stadt. Das Goldene Buch verlässt das Rathaus normalerweise nie. Am 18. August 2005 war das anders. Warum?

Ingeborg Arians (scheidende Protokollchefin der Stadt Köln): Das hat eine ganz besondere Bewandtnis. Papst Benedikt XVI. war ja nicht als Staatschef des Vatikan in Deutschland und in Köln sondern als Oberhaupt der katholischen Kirche. In dieser Funktion geht ein Papst, auch Papst Benedikt, nie in Rathäuser. Wenn eine Stadt einen Papst mit einer Eintragung in das das Goldene Buch ehren möchte – was die allerhöchste Ehre einer Stadt ist – muss sie sich überlegen: Wie mache ich das?

Ich will jetzt nicht behaupten, ich hätte das Buch unter den Arm geklemmt und bin damit durch die Gegend gelaufen. Man hat das Goldene Buch mit Sicherheitsvorkehrungen und in einer undurchsichtigen schwarzen Tasche an eine bestimmte Stelle am Rheinufer gebracht. Man war sehr vorsichtig, denn das Goldene Buch ist in Köln wirklich golden. Es ist aus vergoldetem Silber.

DOMRADIO.DE: Wenn der Papst nicht zum Goldenen Buch kommt, kommt das Goldene Buch zum Papst. Einen Papst empfängt man nicht alle Tage. Was war das für ein Gefühl? Gerade für Sie als gläubige Katholikin?

Arians: Es war natürlich eine ganz besondere Ehre, für dieses Event – wie man heute sagen würde – verantwortlich zu sein. Es war aber auch eine große Anspannung. Denn das Protokoll des Vatikans ist, neben dem Protokoll der englischen Königin, mit das strengste überhaupt. Streng bedeutet, dass nicht nur Minutenpläne gemacht werden, sondern Sekundenpläne.

Ich kann mich sehr gut erinnern, dass Bischof Bode und ich mehrere Ortstermine mit Vertretern aus Rom und mit verschiedenen Vertretern aus der Weltjugendtags-Crew durchgeführt haben. Am heutigen Weltjugendtagsweg im Rheingarten, auf dem Weg vom Rheinufer hin zu den Stufen die hinauf zum Kölner Dom führen, haben wir ganz genau geprüft und überlegt, wie denn die Goldene-Buch-Eintragung stattfinden könnte.

DOMRADIO.DE: Aber dann kam alles ein klein bisschen anders. Davon müssen Sie erzählen.

Arians: Ob meine Erinnerung noch wirklich ganz korrekt ist... So viel: Es war genau heute, am 18. August 2005. Anders als bei den Proben vorher war der Wasserstand des Rheins viel tiefer. Alle die, die im Rheingarten hinter den Absperrungen standen und auf die Ankunft des Papstes warteten, darunter auch am Eingang an der Anlegestelle Oberbürgermeister Schramma, schauten gebannt zur Anlegestelle. Aber man sah den Papst erst ganz, ganz spät, weil der Ausstieg aus dem Schiff viel, viel länger dauerte als das vorher geplant war.

Dann sollten neben ihm eigentlich gleichzeitig auch seine begleitenden Bischöfe und die Jugendlichen mitkommen. Aber auch die waren plötzlich nicht da. Der Oberbürgermeister zuckte nur mit den Schultern. Ich war ganz nervös. Ich stand in der Nähe des Goldenen Buches. Dort hütete ich den Füller, den ich dann dem Heiligen Vater anreichen sollte.

Ich gab nur ein Handzeichen und beherzt ging Oberbürgermeister Schramma auf den Heiligen Vater zu. Ich will nicht sagen, dass er ihn in den Arm nahm, aber er bedeutete ihm: Lassen Sie uns doch voranschreiten. Er ging dann in Richtung Treppe, in Richtung Goldenes Buch. In dem Moment folgte auch die Delegation und es war wieder im Lot. Es war alles wieder so wie geplant.

DOMRADIO.DE: Waren das für Sie als Protokollchef alptraumhafte Momente?

Arians: Nein, das ist übertrieben. Man hat im wahrsten Sinne des Wortes Gottvertrauen, wenn man alles so minutiös vorbereitet hat und sagt: Das wird sich schon regeln. Je genauer man alles vorbereitet hat, desto eher kann man auf Unwägbarkeiten reagieren. Diese Handbewegung, diese Selbstinitiative des Oberbürgermeisters war ja genau richtig. Man muss immer bedenken: Das, was ich in meinem Kopf habe, was Angst auslösen könnte, das haben die Gäste nicht im Kopf. Die sehen nur das Ergebnis.

Das Interview führte Hilde Regeniter. 


Weltjugendtag 2005  / © epa ansa Pier Paolo Cito (dpa)
Weltjugendtag 2005 / © epa ansa Pier Paolo Cito ( dpa )

Weltjugendtag 2005 in Köln 2 / © Boecker
Weltjugendtag 2005 in Köln 2 / © Boecker

Weltjugendtag 2005 (DR)
Weltjugendtag 2005 / ( DR )

Joachim Kardinal Meisner mit Papst Benedikt beim Weltjugendtag 2005 / © kna (KNA)
Joachim Kardinal Meisner mit Papst Benedikt beim Weltjugendtag 2005 / © kna ( KNA )
Quelle:
DR