NRW-Ministerpräsident Laschet beim Auftakt der Pädagogischen Woche

Als Christ zur Mitgestaltung der Welt aufgefordert

Wie anders sieht eine Gesellschaft aus, der das christliche Menschenbild zugrunde liegt? Davon und von seiner Überzeugung als Christ sprach NRW-Ministerpräsident Armin Laschet zur Eröffnung der Pädagogischen Woche.

Zwei, die sich beim Einsatz für dieselben Werte einig sind / © Beatrice Tomasetti (DR)
Zwei, die sich beim Einsatz für dieselben Werte einig sind / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Angesichts einer Gesellschaft im steten Wandel gelte es immer wieder, neue zeitgemäße Fragen zu beantworten. Herausforderungen wie beispielsweise die künstliche Intelligenz, aber auch das Thema Sterbehilfe stellten das bestehende Menschenbild immer wieder neu infrage, verlangten aber auch nach einer klaren Haltung. In diesem Kontext seien beide großen Kirchen wichtige Impulsgeber und leisteten einen großen Dienst an der Gesellschaft.

Diesen Einsatz würdigte der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, an diesem Montag vor mehreren hundert katholischen Schulleitern, Vertretern der staatlichen Schulaufsicht sowie Religionslehrern im Kölner Maternushaus und wertete dabei den Beitrag der Kirchen als "anspruchsvolle Aufgabe". Eingeladen hatte ihn die Hauptabteilung Schule und Hochschule des Erzbistums Köln, im Kontext des diesjährigen Tagungsthemas "Was uns der Tod zu denken gibt – vom Anfang im Ende" den Festvortrag zu halten.

Religionsunterricht Ort zur Wertevermittlung

Der CDU-Politker machte gleich zu Beginn keinen Hehl daraus, dass er über "Das christliche Menschenbild als Orientierungspunkt politischen Handelns – so der Titel seines Vortrags – aus seiner rheinisch-katholischen Prägung heraus spreche, zumal er selbst einst in Aachen ein bischöfliches Gymnasium besucht habe und der Glaube zu seinem Leben dazu gehöre. In diesem Zusammenhang brach er für den Religionsunterricht und die katholischen Schulen eine Lanze und betonte deren Bedeutung für das gesellschaftliche Zusammenleben.

Gerade der Religionsunterricht sei der Ort, an dem Werte vermittelt werden könnten, die zum Allgemeingut der Gesellschaft gehörten. Das, was Religionslehrerinnen und Religionslehrer leisteten mit ihrer Erziehung, Wissensvermittlung, aber auch eigenen Herzensbildung, sei heute wichtiger denn je, auch wenn immer weniger Menschen mit diesen christlichen Grundsatzpositionen erreicht werden könnten, führte Laschet aus.

So hätten diese Pädagogen eine große Bedeutung für die gesamte Gesellschaft und ihre Aufgabe könne nicht hoch genug geschätzt werden. Was sie zu sagen hätten, werde durch den persönlichen Bezug – in Rufnähe zu den Schülern – vermittelt. Gerade in den prekären Stadtteilen müsste es die besten Schulen geben, forderte der Düsseldorfer Regierungschef. "Aufstieg durch Bildung muss eine Idee bleiben."

Jeder Mensch könne etwas und werde gebraucht", betonte er. Und jeder habe Fähigkeiten, die gefördert werden müssten. Das sei Aufgabe des Bildungswesens. Auch Flüchtlinge, die kein Recht auf Asyl in Deutschland hätten, verdienten eine menschenwürdige Behandlung. "Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, global gleichgültig zu sein", so der Appell Laschets.

"Das christliche Menschenbild ist nicht beliebig", argumentierte der Referent, "und kann sehr wohl die Grundlage für die Gestaltung der Welt sein. Denn ihm liege die Grundvorstellung der Ebenbildlichkeit Gottes, die "Imago Dei", zugrunde, die als Ausgangspunkt für die Freiheit des Menschen und seine Würde gelten könne. Der Mensch sei jederzeit frei, zu wählen und sich als moralisches Wesen in Freiheit für das Gute oder Böse zu entscheiden. Doch gehe diese Freiheit immer auch mit Verantwortung einher. "Diese in der Ebenbildlichkeit Gottes begründete Freiheit hebt den Menschen von jedem anderen Lebewesen ab", bekräftigte Laschet.

Niemand müsse den Himmel auf Erden schaffen

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen gab der Ministerpräsident zu bedenken, dass in der allgemeinen Wahrnehmung mehr und mehr das Bewusstsein von Begrenztheit, vor allem auch des eigenen Lebens, verloren gehe. Das zeige nicht zuletzt das allmähliche Verschwinden von Begräbnistraditionen, wie sie früher noch üblich waren. "Wer nicht mehr auf den Friedhof geht, spürt auch nicht mehr diese Begrenztheit." Dabei sei das Leben voller Begrenztheiten des Machbaren, die die menschliche Fehlbarkeit ausmachten. "Weil wir nicht perfekt sind, müssen wir auch keine perfekte Welt herstellen", so Laschet.

Niemand müsse den Himmel auf Erden schaffen. Sich der eigenen Begrenztheit bewusst zu sein, heiße in der Politik zum Beispiel, anzuerkennen, dass ein anderer auch eine gute Idee haben kann. Trotzdem dürfe sich niemand zurücklehnen, sondern – wie Papst Franziskus anrege – an einer Veränderung der Welt zum Guten mitwirken: mit politischem, kirchlichen, kulturellen oder sozialen Engagement. Denn der Christ sei zur Weltgestaltung aufgefordert, betonte Laschet.

Außerdem rief der Festredner zur Verteidigung der Demokratie auf. Es sei bedauerlich, für Meinungsfreiheit und die Europäische Union in diesem Land wieder kämpfen zu müssen. Diese Verteidigung der Demokratie beziehe sich vor allem auf Menschen, die vorgäben, sich für das christliche Abendland stark zu machen, um sich "von anderen Religionen abzugrenzen". Aber gerade sie hätten die Tiefe des christlichen Menschenbildes nicht verstanden, brachte der Politiker unter anhaltendem Beifall der vielen Zuhörer seine Überzeugung zum Ausdruck. Abschließend ermutigte er sie: "Das christliche Menschenbild ist immer noch das beste, das wir anzubieten haben. Das sollten wir häufiger und selbstbewusster sagen."


 

Der Maternussaal ist an diesem Nachmittag bis auf den letzten Platz gefüllt / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der Maternussaal ist an diesem Nachmittag bis auf den letzten Platz gefüllt / © Beatrice Tomasetti ( DR )


 

Ernste Mienen zu einem ernsten Thema: "Was uns der Tod zu denken gibt" / © Beatrice Tomasetti (DR)
Ernste Mienen zu einem ernsten Thema: "Was uns der Tod zu denken gibt" / © Beatrice Tomasetti ( DR )


 

Armin Laschet spricht über "Das christliche Menschenbild als Orientierungspunkt politischen Handelns" / © Beatrice Tomasetti (DR)
Armin Laschet spricht über "Das christliche Menschenbild als Orientierungspunkt politischen Handelns" / © Beatrice Tomasetti ( DR )


 

Dr. Schwarz-Boenneke begrüßt die mehreren hundert Schulleiter und Religionslehrer / © Beatrice Tomasetti (DR)
Dr. Schwarz-Boenneke begrüßt die mehreren hundert Schulleiter und Religionslehrer / © Beatrice Tomasetti ( DR )


 

Kardinal Woelki begrüßt den Ministerpräsidenten Armin Laschet vor dem Maternushaus / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kardinal Woelki begrüßt den Ministerpräsidenten Armin Laschet vor dem Maternushaus / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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