Das sagte der altkatholische Bischof Matthias Ring (59) dem Bonner "General-Anzeiger" (Freitag). "Viele haben das Gefühl, in der römisch-katholischen Kirche wird sich nichts ändern." In jüngster Zeit träten auch vermehrt Menschen über, die aus dem Kern ihrer bisherigen römisch-katholischen Gemeinden stammten und dort zum Beispiel als Lektoren oder im Pfarrgemeinderat aktiv waren.
Die Entwicklung in der Schwesterkirche sieht Ring mit Sorge. Zwar greife die aktuelle Austrittswelle nicht auf die kleinere altkatholische Kirche über. "Aber der Ansehensverlust, den die Kirche insgesamt im Moment ganz massiv in der Gesellschaft erleidet, der betrifft uns natürlich auch."
Bundesweit etwa 15.000 Mitglieder
Die altkatholische Kirche hat laut Ring bundesweit etwa 15.000 Mitglieder. Die Menschen fänden an der Kirche unter anderem attraktiv, dass sie demokratisch verfasst sei und Frauen zum Priesteramt zulässt. Vielen gefalle auch, dass es direkten Kontakt zu den Seelsorgern gebe. "Die Überschaubarkeit ist für viele ein Grund, sich einer alt-katholischen Gemeinde anzuschließen", so der Bischof.
Die altkatholischen Kirchen entstanden im 19. Jahrhundert durch Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche. Anlass war der Protest gegen zentrale Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70). Altkatholiken lehnen die von diesem Konzil definierte päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen von Glauben und Sitte ab, ebenso den sogenannten Jurisdiktionsprimat, also die oberste kirchliche Leitungsgewalt des Papstes.
Die Altkatholiken in Deutschland sind in einem Bistum organisiert; der Bischofssitz ist Bonn.