Am Dienstag beginnt der Weltjugendtag in Madrid

Jugendprogramm mit Siesta

Ab Dienstag ist es soweit: Knapp 500.000 Jugendliche versammeln sich in Madrid, um gemeinsam zu beten, zu singen, ihren Glauben zu feiern und den Papst zu treffen. Der Weltjugendtag ist das zwölfte internationale Treffen dieser Art. Und die Spanier wollen den Teilnehmern auch etwas von ihrem kulturellen und religiösen Reichtum vermitteln: Mit einem besonderen Kreuzweg am Freitagabend, mit Kunstausstellungen - und mit der Siesta.

Autor/in:
Agathe Lukassek
 (DR)

"Die Spanier sind ja unter anderem auch für ihre besonderen Tageszeiten berühmt, wir werden also in unserem Programm die Siesta respektieren", erklärt der geschäftsführende Direktor des WJT, Yago de la Cierva. Nach den Katechesen am Vormittag geht es erst wieder am Abend mit dem kulturellen Programm weiter.



Die Siesta ist der unbarmherzigen Sonne über Madrid in der Mittagszeit geschuldet; auf bis zu 40 Grad Celsius kann da das Thermometer schon mal steigen. Wer es sich erlauben kann, verlässt die auf 667 Metern Höhe gelegene Hauptstadt im August und verbringt den Urlaub an der Küste. Angesichts dieser an mediterrane Gepflogenheiten angepassten Programmgestaltung rechnet der deutsche Kurienbischof Josef Clemens mit wenig gesundheitlichen Problemen bei den WJT-Teilnehmern. Zudem müsse man anders als in Sydney bei der Übernachtung im Freien zwischen der Vigilfeier und dem Abschlussgottesdienst mit Papst Benedikt XVI. keine Angst vor Erkältungen haben, sagt der Sekretär des Päpstlichen Laienrats, der für die Planungen der Weltjugendtage von vatikanischer Seite aus zuständig ist.



Zunächst aber werden Bischöfe aus aller Welt an 250 Katecheseorten die Jugendlichen in 30 Sprachen in das Motto des Treffens "Verwurzelt und aufgebaut in Christus, fest im Glauben" einführen. Höhepunkte sind dann das erste Treffen der Jugend mit dem Papst nach seiner Ankunft am Donnerstag und der Kreuzweg am Freitag. Dazu werden aus ganz Spanien berühmte Figurengruppen mit Kreuzweg-Szenen nach Madrid gebracht. Normalerweise werden diese in der Karwoche in einer Prozession durch die jeweilige Stadt getragen; beim WJT bilden sie die Stationen. Zudem können die Jugendlichen kostenlos Sonderausstellungen mit dem Schwerpunkt auf Kunst und Glaube in den berühmten Museen Prado und Thyssen-Bornemisza besichtigen.



Anders als bei bisherigen Weltjugendtagen heißt es für die Besucher in Madrid "adios" Picknick und kartoniertes Essenspaket, "bienvenido" Pilger-Menü. Ihre Essensmarken können die Jugendlichen erstmals in Hunderten Cafe-Bars, Lokalen und Schnellrestaurants der Stadt einlösen. Bis Anfang Juli hatten sich bereits 440.000 Jugendliche für den WJT angemeldet, davon 16.500 aus Deutschland, die dreimal am Tag verpflegt werden. Rund sechs Millionen Mahlzeiten werden im Laufe der Woche ausgegeben. Die Veranstalter hoffen, dass die Aktion kleinen und mittleren Dienstleistungsunternehmen einen Gewinn bringen wird.



Überhaupt ist die angespannte wirtschaftliche Lage in dem Land ein Thema. Das christliche Großevent werde den spanischen Steuerzahler nichts kosten, sondern vielmehr zusätzliche Einnahmen in Höhe von schätzungsweise 100 Millionen Euro bringen, erklärt WJT-Geschäftsführer Yago de la Cierva. Durch den Beitrag der Pilger (70 Prozent) und von Unternehmen und Privatpersonen (30 Prozent) könne sich der Weltjugendtag selbst finanzieren. Durch Sparsamkeit und Transparenz sowie durch die Tatsache, dass rund 90 Prozent der ausgeschriebenen Aufträge an spanische Unternehmen gegangen seien, werde das Land durch den Besuch der Jugendlichen nicht nur eine kulturelle Bereicherung erfahren.