Am Samstag werben Weltläden mit besonderen Aktionen für fairen Handel - Klimaschutz im Mittelpunkt

Politik mit dem Einkaufskorb

Der Kampf gegen die Erderwärmung ist Schwerpunktthema des 14. Europäischen Weltladentages am Samstag. An dem Aktionstag beteiligen sich europaweit mehr als 1.000 Weltläden, um für faire Handelsstrukturen und eine nachhaltige Klimapolitik einzutreten. Rund 30.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich in den Weltläden - der nach eigenen Angaben größten und ältesten entwicklungspolitischen Bewegung in Deutschland.

Autor/in:
Alexander Lang
 (DR)

Mit dem Pullover aus Alpaka-Wolle aus den Anden ist heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Auch die dunkelbraunen Webdecken, Jutetaschen und Panflöten treffen nicht mehr unbedingt den Nerv der Zeit. «Das war damals», sagt Uschi Erlemann-Schütt. Die Mitarbeiterin des Weltladens in Speyer weiß, dass die einstigen Dritte-Welt-Läden aus den 70er und 80er Jahren noch eine Zeit lang ihr Image weghaben: Eng und ein wenig altbacken, wenn nicht gar muffig.

Die meisten Weltläden für fairen Handel geben sich heute anders: hell, aufgeräumt, großräumig, professionell. Statt Ladenhüter zu verwalten, bieten die rund 800 Geschäfte in Deutschland ein Sortiment an Lebensmitteln und Kunsthandwerk aus Entwicklungsländern.

Auch wenn sich die Zeiten geändert haben - die ursprüngliche Idee der Weltläden blieb: anderen und sich selbst, der Natur und dem Klima, «etwas Gutes zu tun», sagt Christoph Seitz, Sprecher des Weltladen-Dachverbandes in Mainz.

«Tolle Sachen gibt es hier», lobt Ina Steinmetz und lässt den Blick über die Regale des Speyerer Weltladens gleiten. Blechautos aus einem Straßenkinder-Projekt in Madagaskar, ein Schachspiel aus Natursteinen, Briefpapier aus geruchsfreiem Elefanten-Dung werden dort feilgeboten. Doch die 21-Jährige entscheidet sich ganz klassisch. Kaffee, Tee und Schokolade wandern in ihren Einkaufskorb. Shopping im Weltladen ist für die junge Frau nicht nur eine Geschmacksfrage. Ihr gehe es auch darum, den fairen Handel zu unterstützen, betont sie.

Der erste Weltladen in Deutschland entstand 1973 in Stuttgart, zu einer Zeit, als es in den Niederlanden, in Österreich und der Schweiz längst solche Läden gab. Heute befinden sich viele Weltläden in «1A-Lage», im städtischen Zentrum, nahe bei den Kunden, sagt Seitz. Der Einstieg von Discountern in den fairen Handel habe das «Erfolgsmodell Weltladen» nicht überflüssig gemacht. Vielmehr hätten viele Läden gegengesteuert und ihr Sortiment stark ausgeweitet.

Noch immer zeige sich die Weltladenbewegung, in der sich viele kirchlich gebundene Menschen engagierten, solidarisch mit den Armen, sagt Seitz. Doch würden in den vergangenen Jahren die Aspekte Gesundheit, Genuss und Qualität mehr betont. Rund 40 Millionen Euro setzen die 800 Weltläden jährlich in Deutschland um, wie der Dachverband nach seiner letzten Erhebung im vergangenen Jahr bekanntgab.

Dass bei den Produzenten der finanzielle Mehrwert aus dem fairen Handel über möglichst wenige Zwischenhändler ankomme, dafür sorgten internationale Handelsagenturen, versichert Seitz. Noch immer sei der «faire Anteil» am gesamten Handel sehr gering. Ziel sei es deshalb, vor allem Kleinbauern und Genossenschaften zu unterstützen und ihnen Zugang zum Weltmarkt zu öffnen.

Trotz aller Professionalität blieb bei vielen Weltladen-Mitarbeitern der Traum der Anfangsjahre lebendig. «Wir können zwar nicht die Welt verändern», sagt Uschi Erlemann-Schütt.
«Aber wir können stückweise Veränderung schaffen, indem wir mit gutem Beispiel vorangehen.»