domradio.de: Trump macht es der Weltgemeinschaft mit seinen Positionen nicht einfach. Bei den großen Themen wie Klimawandel oder Entwicklungszusammenarbeit stellt er sich zum Teil quer. Wie werden die anderen 19 in Hamburg damit umgehen?
Patrick Keller (Amerika-Experte der Konrad-Adenauer-Stiftung): Wenn Sie sich die gesamte Gruppe dieser G20-Länder anschauen, dann werden Sie feststellen, dass da ganz viele dabei sind, die eigentlich gar nicht so viel anders als Donald Trump ticken. Wir dürfen nicht immer meinen, dass unsere Perspektive nun für die Weltgemeinschaft als solches steht. Ich glaube, es gibt eine ganze Reihe von Staaten, die grundsätzlich mit Protektionismus auch etwas anfangen können und die den Gedanken "meine Nation zuerst" - wie bei "America First" - genau so sehen. Ich glaube, das wird in den einzelnen Themenfeldern ein pragmatisches, interessengeleitetes Miteinander-Ringen sein.
domradio.de: Bundeskanzlerin Merkel scheint die Gemeinsamkeiten mit den USA vermehrt zu betonen, zum Beispiel die gemeinsame Terrorbekämpfung. Was steckt dahinter?
Keller: Ich glaube, das ist eines der drei großen Themen von Donald Trump: Handelspolitik, Terrorismus, Migration. Das sind die drei Reflexe, für die er gewählt worden ist. Und das haben wir schon gesehen, zum Beispiel mit seinen Treffen mit der Nato, als er sagte, das Bündnis müsse sich stärker in der Terrorismusbekämpfung engagieren. Bei seiner Reise nach Saudi-Arabien hat er das betont, Saudi-Arabien ist auch beim G20-Gipfel vertreten.
Die Kanzlerin sieht das Thema auch. Die Bedeutung der Terrorismus-Bekämpfung in Europa ist ja deutlich. Was zum Beispiel der islamistische Terrorismus in den Hauptstädten Europas angerichtet hat, beschäftigt die Regierenden. Man wird überlegen, wie man da zusammen mit den vereinigten Staaten vorgehen kann, um die Wurzel dieses Übels zu bekämpfen, oder zumindest die Sicherheit in unseren Ländern zu erhöhen.
domradio.de: Wird in Hamburg tatsächlich Politik gemacht? Wird es vielleicht auf einen Deal mit den USA hinauslaufen: Zum Beispiel einen Handels-Deal gegen Unterstützung beim Klimaschutz?
Keller: Es wird auf jeden Fall ein Ergebnis geben, was dann auch von den Regierungs- und Staatschefs als großer Erfolg verkündet werden kann. Diese Politik wird aber natürlich nicht nur da in Hamburg gemacht, sondern dieser Gipfel ist das Ende eines ganz langen Prozesses für viele Monate und der deutschen Präsidentschaft. Aber vorher schon unter der chinesischen Präsidentschaft haben die Staaten natürlich auf niederer Ebene miteinander gerungen, wo sie Kompromisse finden können, welche Themen sie betonen wollen. Das wird jetzt auf dem Gipfel sozusagen noch einmal mit Handschlag finalisiert.
Das Interview führte Silvia Ochlast.