Journalisten und andere Medienschaffende würden in ihrer Arbeit behindert, verfolgt, schikaniert und sogar ermordet, erklärte die Menschenrechtsorganisation anlässlich des internationalen Tags der Pressefreiheit in Berlin (3. Mai).Amnesty richtete den Fokus vor allem auf die Lage in der Türkei.
In keinem Land der Welt säßen derzeit mehr Journalisten im Gefängnis. "Die 'freie Presse' ist hier weitgehend in Haft", sagte Amnesty-Generalsekretär Markus Beeko. Seit dem gescheiterten Putschversuch seien mindestens 156 Medienhäuser geschlossen worden, etwa 2.500 Medienschaffende hätten ihre Arbeit verloren. Darüber hinaus seien 120 Journalisten inhaftiert worden, viele seien seit Monaten ohne Anklage in Haft.
Amnesty-Bericht
Gefordert werde die sofortige bedingungslose Freilassung aller Journalisten aus der Untersuchungshaft in der Türkei, betonte die Menschenrechtsorganisation. Auch in anderen Ländern würden Medienschaffende und Journalisten verfolgt, hieß es weiter. So werde etwa in einem neuen Amnesty-Bericht dokumentiert, wie die Behörden in Bangladesch dabei versagten, Journalisten und Blogger vor bewaffneten Gruppen zu schützen.
Amnesty International und "Reporter ohne Grenzen" rufen für Mittwoch zum Tag der Pressefreiheit auch zu verschiedenen Aktionen auf. So soll am Mittag vor der türkischen Botschaft in Berlin mit Fotos von verfolgten und inhaftierten türkischen Journalistinnen und Journalisten auf die anhaltenden Verletzungen der Meinungs- und Pressefreiheit in dem Land aufmerksam gemacht werden.
"Welt"-Korrespondent Deniz Yücel
Unter anderem sitzt der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel seit Mitte Februar wegen des Vorwurfs der Terrorpropaganda in einem türkischen Gefängnis in Einzelhaft. Yücel, der die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte sich den türkischen Behörden freiwillig gestellt. Die Initiative "Freundeskreis #Free Deniz" lädt für Mittwochabend am Brandenburger Tor in Berlin zu einem Solidaritätskonzert für den "Welt"-Korrespondenten und alle in der Türkei und anderen Ländern inhaftierten Journalisten ein.