Amnesty meldet zunehmende Unterdrückung Oppositioneller in China - Kardinal Zen beklagt Christenverfolgung

Willkür und Verfolgung durch den Staat

Die Menschenrechtsorganisation amnesty international hat eine Zunahme staatlicher Willkür und Verfolgung von Systemkritikern vor den Olympischen Spiele in Peking beklagt. Wie bei anderen Großereignissen in China würden Kritiker verstärkt bedroht oder mit Hausarrest belegt, so die
Generalsekretärin der deutschen Sektion, Barbara Lochbihler im domradio-Interview.

 (DR)

Nach ihren Worten gab es seit Vergabe der Spiele nach Peking 2001 kaum Verbesserungen in China. Amnesty schätzt allerdings, dass rund zehn Prozent weniger Todesurteile verhängt werden. Die Zahl der Todesurteile und Hinrichtungen werde aber als Staatsgeheimnis behandelt, so dass es keine genauen Informationen gebe, sagte Lochbihler. Nach wie vor könne die Todesstrafe für Delikte wie Handtaschenraub oder Steuerhinterziehung verhängt werden.

Die kommunistische Führung in Peking hatte Erleichterungen in der Berichterstattung angekündigt. Diese gebe es aber nur für ausländische Journalisten im Rahmen der Olympischen Spiele, sagte Lochbihler: "Das gilt nicht für chinesische Journalisten, und in der Umsetzung dieser Regel müssen wir beobachten, dass auch ausländische Journalisten behindert werden."

Die deutsche Generalsekretärin kritisierte die Vergabepraxis der Olympischen Spiele. Man müsse dabei präzise benennen, welche Erwartungen an das ausrichtende Land gestellt würden. "Die Olympischen Spiele dienen ja auch der friedlichen Entwicklung einer Gesellschaft und setzen and der Würde des Menschen an", betont Lochbihler. Die Aufmerksamkeit, die China durch die Olympischen Spiele bekomme, müsse genutzt werden, um den Druck auf die chinesische Regierung zu steigern, entsprechende Verbesserungen einzuleiten, sagt Lochbihler.

Kardinal Zen beklagt Christenverfolgung in China
Der Erzbischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, hat die anhaltende Christenverfolgung in China beklagt. Im Hinblick auf Olympischen Spiele im August habe sich die Menschenrechtslage in der Volksrepublik jedoch bereits verbessert, erklärte er nach Berichten des italienischen Rundfunks vom Donnerstag. «Olympische Brüderlichkeit ist ein Wert an sich», sagte er nach dem ersten Treffen der neuen vatikanischen China-Kommission in Rom.

Wenige Monate vor den Olympischen Spielen in Peking hatten die USA in ihrem neuen Menschenrechtsbericht das asiatische Land von der Liste der Staaten mit schlimmen Menschenrechtsverstößen gestrichen. Hingegen kritisierten Menschenrechtsorganisationen eine Zunahme staatlicher Willkür und Verfolgung von Systemkritikern vor den Olympischen Spiele in Peking.

Papst Benedikt XVI. habe ihn beauftragt, den Text der Kreuzwegsmeditation zu schreiben, den das Kirchenoberhaupt am Karfreitag am Kolosseum beten wolle, erklärte Zen. «Der Papst wollte, dass Chinas Stimme im Kolosseum erklingt, denn es ist ein Volk, das gelitten hat und leidet», sagte er. Das römische Amphitheater ist eine Gedenkstätte für christliche Märtyrer.