Im Jahr 2015 wurden laut einer am Mittwoch veröffentlichten Statistik der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) mindestens 1.634 Menschen hingerichtet. Im Vergleich zum Vorjahr bedeute dies einen Anstieg um mehr als 50 Prozent auf den nun höchsten Wert seit 1989.
"Diese Entwicklung ist zutiefst beunruhigend", sagte AI-Generalsekretär Salil Shetty. Viele Regierungen hätten an der unbarmherzigen Praxis festgehalten, Menschen das Leben zu nehmen. All das aufgrund der "irrigen Annahme", dass die Todesstrafe für mehr Sicherheit sorge.
Meist unfaire Verhandlungen
In China wurden laut Schätzung der Organisation im vergangenen Jahr Tausende Menschen hingerichtet, die Todesstrafe wird dort aber als Staatsgeheimnis gehandelt. Ohne China zählte Amnesty 2015 mindestens 1.634 Exekutionen, über 50 Prozent mehr als im Jahr davor. Auf die drei Länder Iran, Pakistan und Saudi-Arabien entfielen demnach 89 Prozent der erfassten 1.634 Hinrichtungen, sie verzeichneten auch den stärksten Anstieg. "Diese Länder haben Menschen in einem unfassbaren Ausmaß umbringen lassen - zumeist nach vollkommen unfairen Verhandlungen.
Dieses Abschlachten, muss ein Ende haben", forderte Shetty. Amnesty wies darauf hin, dass in dem neuen Jahresbericht keine Zahlen aus China enthalten seien, wo es wahrscheinlich Tausende weitere Opfer gegeben habe. Die entsprechenden Daten würden von der chinesischen Regierung wie ein Staatsgeheimnis unter Verschluss gehalten.
Vier Länder schaffen Todesstrafe ab
Trotz der besorgniserregenden weltweiten Lage gab es laut Amnesty im vergangenen Jahr auch positive Entwicklungen. So hätten die USA mit 28 vollstreckten Todesurteilen den niedrigsten Wert seit 1991 verzeichnet. Vier Länder - Fidschi, Madagaskar, die Republik Kongo und Suriname hätten die Todesstrafe komplett abgeschafft.
Damit seien die Länder, in denen die Todesstrafe aus den Gesetzbüchern gestrichen worden sei (102), weltweit erstmals in der Mehrzahl. Die Staaten, die weiterhin Todessurteile vollstreckten, müssten indes erkennen, dass sie "auf der falschen Seite der Geschichte stehen", sagte Shetty.