Kirche des Jahres 2020 steht im saarländischen Böckweiler

And the winner ist...

Die Kirche des Jahres 2020 ist die St. Stephanuskirche im saarländischen Böckweiler. Warum sich fast 2.000 Menschen gerade für diese Kirche entschieden haben, das verrät die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland. 

Gewinnerkirche St. Stephanus in Böckweiler, Saarland (Stiftung KiBa)
Gewinnerkirche St. Stephanus in Böckweiler, Saarland / ( Stiftung KiBa )

DOMRADIO.DE: Die saarländische Gemeinde Böckweiler, direkt an der Grenze zu Frankreich, hat 342 Einwohner. Hier steht die Kirche des Jahres 2020: die St. Stephanuskirche. Insgesamt 10.653 Menschen haben abgestimmt - 1.988 Stimmen gingen nach Böckweiler. Da sind wir hier in Köln fast ein bisschen beleidigt, das es nicht der Kölner Dom geworden ist...

Dr. Catharina Hasenclever (Geschäftsführerin der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland): Ach, ich glaube, der Kölner Dom, der hat deutschlandweit so viele Fans, da ist es doch ganz schön, wenn wir uns mal in der Provinz die kleinen Kirchen anschauen, die wir so überall in Deutschland haben.

DOMRADIO.DE: Das ist ein Argument. Was ist das für eine Kirche - was macht die aus?

Hasenclever: Eigentlich ist das eine Kirche wie ganz viele andere in Deutschland. Es ist ja gar nicht so, dass wir die Kirche ausgewählt haben, weil sie besonders tolle historische Merkmale hat oder weil sie ganz außergewöhnlich in ihrer Form und Schönheit ist. Das ist sie natürlich, Entschuldigung nach Böckweiler. Aber die Kirche ist ausgewählt worden, weil sich besonders viele Menschen für diese Kirche eingesetzt haben, weil viele Menschen dieser Kirche ihre Stimme gegeben haben. Das ist völlig unabhängig von dem Votum unserer Stiftung. Es ist ein reiner Publikumspreis.

Die Menschen in Deutschland haben entschieden. Und ganz, ganz viele Menschen haben sich für die Kirche in Böckweiler entschieden. Und wenn Sie sagen, dass die Stadt 342 Einwohner hat und knapp 2.000 Menschen für diese Kirche gestimmt haben, dann sind das vielleicht nicht nur die Menschen in und um Böckweiler, sondern ganz viele andere, die gesagt haben: So eine kleine Kirche hier in der Provinz, die wollen wir mit unserer Stimme unterstützen.

DOMRADIO.DE: Die Abstimmung läuft aber nicht so, dass die Leute ihnen schreiben und eine Kirche vorschlagen. Sie machen eine Vorauswahl von zwölf Kirchen aus dem ganzen Land. Wie haben Sie die Auswahl getroffen?

Hasenclever: Genau. Immer wenn die Kirchen feststehen, die im folgenden Jahr von uns gefördert werden, dann wählen wir in der Stiftung zwölf Kirchen aus, die quasi repräsentativ für alle anderen stehen können. Die sind ein bisschen über Deutschland verteilt. Da sind große und kleine Kirchen dabei, Fachwerkkirchen, Feldsteinkirchen und so weiter. Es soll ein breites Spektrum zeigen. Und jeden Monat, von Januar bis Dezember, stellen wir eine dieser Kirchen mit Text und Bild der Presse vor, und die bekommen damit schon immer eine ganz ordentliche Öffentlichkeit.

DOMRADIO.DE: Es geht also nicht nur darum, den Preis zu verleihen, sondern es steckt auch eine große Idee dahinter?

Hasenclever: Genau, wir möchten die Menschen für den Erhalt von Kirchen sensibilisieren. Wir sind als Stiftung darauf angewiesen, dass wir  von ganz vielen Menschen deutschlandweit Unterstützung bekommen. Wir haben zwar ein Stiftungskapital, wie jede Stiftung, aber aus den Zinsen lässt sich im Moment nicht so richtig viel machen. Deshalb müssen wir Spenden generieren.

Mit den Spenden wiederum können wir Förderungen an Kirchen vergeben. Wir wollen zum einen Gelder sammeln für den Erhalt von Kirchen, aber eben auch den Menschen nahebringen, wie wichtig es ist, die kleinen und großen Kirchen zu erhalten. Gerade im Osten Deutschlands ist da viel versäumt worden über lange Zeit. Und wenn so eine Kirche erst einmal verschwunden ist, lässt sich nicht einfach wieder neu bauen.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es aus mit den Podestplätzen - welche Kirche ist auf dem zweitern und dritten Platz gelandet?

Hasenclever: Der zweite Platz geht nach Norden, an die Stralsunder Nikolaikirche - das ist eine richtig große Kirche, eine wunderbare Kirche, die quasi über dem Ort thront. Und die drittmeisten Stimmen fielen wieder auf eine Dorfkirche, diesmal im brandenburgischen Rossow. Die Preise gingen also durch Deutschland. 

DOMRADIO.DE: Haben Sie schon einen Ausflug nach Bürgerwille geplant? 

Hasenclever: Das hätte ich gerne. Aber Böckweiler ist einfach so schwer zu erreichen und mit den Corona-Bestimmungen war das für mich sehr schwierig. Aber wir haben - überhaupt nicht schlechter - unsere Regionalbeauftragte dorthin geschickt. Die hat sich gefreut und gesagt: Wunderbar, meine kleine Kirche hier hat gewonnen, da möchte ich gerne persönlich den Preis übergeben.

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmlich. 


Luftaufnahme von der Gemeinde Böckweiler im Saarland (Stiftung KiBa)
Luftaufnahme von der Gemeinde Böckweiler im Saarland / ( Stiftung KiBa )

Blick ins Innere der Kirche St. Stephanus in Böckweiler  (Stiftung KiBa)
Blick ins Innere der Kirche St. Stephanus in Böckweiler / ( Stiftung KiBa )
Quelle:
DR
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