Jesus antwortet in Mt 22, 34-40 auf die Frage eines Gesetzeslehrers, was denn das wichtigste Gebot überhaupt sei, mit dem Hinweis auf die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten: "An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten."
"Diese Antwort Jesu ist nicht selbstverständlich", kommentierte der Papst bei seinem Angelusgebet am Petersplatz. "Unter den zahlreichen Vorschriften des jüdischen Gesetzes waren die Zehn Gebote die wichtigsten; Gott hatte sie direkt Mose mitgeteilt, als Bedingungen für den Bund mit dem Volk. Aber Jesus will zu verstehen geben, dass es ohne die Liebe zu Gott und zum Nächsten keine wirkliche Treue zu diesem Bund mit dem Herrn geben kann. Du kannst so viel Gutes tun, wie du willst: Ohne die Liebe ist das alles nichts wert."
Ohne die Liebe bleiben das Leben wie der Glaube steril
Dieses doppelte Liebesgebot bestätigt aus der Sicht des Papstes ein Text aus dem Alten Testament: die erste Lesung dieses Sonntags (Ex 22, 20-26). Auch hier, im sogenannten "Bundesbuch", werde klar gesagt, dass man nicht den Bund mit Gott halten könne, wenn man gleichzeitig seine Nächsten übel behandle.
"Bei seiner Antwort an die Pharisäer versucht Jesus, etwas in ihrer Religiosität wieder ins rechte Lot zu rücken - klarzumachen, was wirklich zählt und was weniger wichtig ist. Er sagt: "An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten." Und genau so hat Jesus ja wirklich sein Leben gelebt: Er hat das, was wirklich zählt, nämlich die Liebe, verkündet und gewirkt. Die Liebe gibt dem Leben und dem Weg des Glaubens Schwung und Fruchtbarkeit: Ohne die Liebe bleiben das Leben wie der Glaube steril."
Lieben und geliebt werden
Was Jesus im Sonntagsevangelium sage, sei ein „fantastisches Ideal“, das „dem tiefsten Sehnen unseres Herzens“ entspreche, fuhr Papst Franziskus fort. "Wir sind ja dazu geschaffen, zu lieben und geliebt zu werden! Gott, der Liebe ist, hat uns geschaffen, damit wir Anteil haben an seinem Leben, damit Er uns liebt und wir Ihn lieben, und damit wir mit Ihm alle anderen Menschen lieben. Das ist der Traum Gottes für den Menschen. Um ihn zu verwirklichen, brauchen wir seine Gnade: Wir brauchen die Fähigkeit, zu lieben, die von Gott selbst herrührt."
"Genau deswegen" biete sich Jesus in der Eucharistie uns selbst dar, so der Papst. "In ihr empfangen wir seinen Leib und sein Blut, das heißt, wir empfangen Jesus im höchsten Ausdruck seiner Liebe, als er sich dem Vater um unseres Heiles willen zum Opfer brachte."
Gott und die Nächsten zu lieben, das sei wirklich das zentrale Gebot des Christentums, bündelte Franziskus noch einmal alles bisher Gesagte. "Wir kennen es schon seit unserer Kindheit – aber wir werden nie aufhören, uns zu ihm zu bekehren und es in den verschiedenen Situationen, in denen wir uns wiederfinden, in die Tat umzusetzen."