Angelusgebet: "Zu wenig Friedensengagement in Nahost"

Papst fordert sofortigen Waffenstillstand

Die Kirchen haben am Sonntag erneut zum Frieden im Nahen Osten gemahnt und einen sofortigen Waffenstillstand gefordert. Papst Benedikt XVI. beklagte mangelndes Engagement, die Gewalt zu beenden, und richtete einen neuen Friedensappell an die Konfliktparteien. In mehreren deutschen Städten demonstrierten Menschen für ein Ende des Libanon-Krieges.

 (DR)

Die Kirchen haben am Sonntag erneut zum Frieden im Nahen Osten gemahnt und einen sofortigen Waffenstillstand gefordert. Papst Benedikt XVI. beklagte mangelndes Engagement, die Gewalt zu beenden, und richtete einen neuen Friedensappell an die Konfliktparteien. In mehreren deutschen Städten demonstrierten Menschen für ein Ende des Libanon-Krieges. In vielen Kirchen wurde für den Frieden gebetet.

Der Papst sagte beim Angelusgebet in seiner Sommerresidenz Castelgandolfo zum Nahost-Konflikt: "Angesichts der bitteren Feststellung, dass die Forderungen nach einem sofortigen Waffenstillstand in jener gemarterten Region ungehört blieben, erneuere ich meinen dringenden Appell dazu." Niemand dürfe sich der Pflicht entziehen, aktiv zu einem «gerechten und dauerhaften Frieden» beizutragen.

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, forderte ein sofortiges Ende von Krieg und Gewalt in Israel und im Libanon. Das Leiden der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten sei unerträglich, sagte der Berliner Bischof in seiner Predigt bei einem Treffen christlicher Pfadfinder bei Rheinsberg in Nordbrandenburg.

Huber: Für Kinder beten
Libanesische Kinder müssten mit Angst, Flucht, Tod und Gewalt fertig werden, oft ohne ihre Eltern. "Für diese Kinder bete ich, wenn ich um den Frieden im Nahen Osten bete", sagte der EKD-Ratsvorsitzende, der rund 25,6 Millionen evangelische Christen in Deutschland repräsentiert.

Der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich sprach sich für die Einrichtung einer Pufferzone und den Einsatz einer internationalen Friedenstruppe im Nahen Osten aus. In der bayerischen Kirchenzeitung "Sonntagsblatt" forderte er, die Kampfhandlungen unverzüglich einzustellen. Zugleich äußerte Friedrich Verständnis für die israelischen Militäraktionen. Es sei das klare Ziel der Hisbollah, Israel zu Vergeltungsschlägen zu provozieren.

Israel müsse aber die Konsequenzen der Bombardierungen bedenken. Eine mögliche Folge wäre ein islamistischer Libanon, warnte der oberste Repräsentant von knapp 2,7 Millionen Protestanten in Bayern.

Demonstrationen gehen weiter
In mehreren deutschen Städten demonstrierten Menschen für ein Ende der Gewalt im Nahen Osten. Kundgebungen gab es unter anderem in Berlin, Düsseldorf, Leipzig und München. Nach Polizeiangaben protestierten am Samstag in Düsseldorf rund 1.000 Demonstranten friedlich gegen den Krieg im Libanon. Sie forderten einen sofortigen Waffenstillstand und einen Rückzug Israels aus dem Libanon. Zugleich betonten sie ein Existenzrecht Israels in den Grenzen von 1967.

In Sachsen folgten zahlreiche evangelische Kirchengemeinden dem Aufruf von Landesbischof Jochen Bohl (Dresden) zur Fürbitte für den Frieden. Am Samstag hatten in Leipzig mehr als 150 Menschen "gegen Krieg, Zerstörung und Gewalt" demonstriert. An diesem Montag ist wieder eine Mahnwache an der Nikolaikirche geplant.

Rund 300 Menschen demonstrierten in München für einen sofortigen Waffenstillstand im Nahen Osten. Unter den Teilnehmern waren vor allem Libanesen, die in Deutschland leben. Der Protestmarsch stand unter dem Motto "Den Libanon nicht im Stich lassen".

Hören Sie hier im domradio das Angelusgebet vom 6. August 2006.