"Mein Herz bricht vor Trauer um den Südsudan", sagte der Erzbischof von Canterbury in der anglikanischen Allerheiligen-Kathedrale. Welby befindet sich seit Freitag gemeinsam mit Papst Franziskus und dem Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields, auf einer ökumenischen Friedensmission im 2011 gegründeten Südsudan.
27 Menschen bei Massaker getötet
In seiner Predigt appellierte er an diejenigen, die "geheime Verbrechen und böse Taten" begangen haben, um Gottes Barmherzigkeit und Verwandlung zu bitten. Unter dem Jubel von Tausenden, die sich vor der Kathedrale versammelt hatten, sagte Welby: "Ich bitte darum, dass die Menschen auf allen Ebenen, vom Präsidenten bis zum kleinsten Kind, die Barmherzigkeit Gottes finden und verwandelt werden und dass es Frieden und eine gute Regierung gibt. Dass niemand Geld stiehlt. Dass niemand seinen Nachbarn für Vieh tötet", forderte der Erzbischof von Canterbury.
Am Donnerstag waren bei einem Massaker in Kajo-Keji, rund 100 Kilometer von Juba entfernt, 27 Menschen getötet worden, unter ihnen auch vier Freiwillige des Roten Kreuzes. Laut Behörden handelte es sich um Rache für einen zuvor erfolgten Viehdiebstahl, bei dem Hirten und Tiere ums Leben kamen.
Treffen mit Vertriebenen und Gebetswache
Welby sagte weiter: "Wenn der Südsudan Frieden findet, wird die Welt Hoffnung finden." Die Frauen im Kongo würden sich über Frieden freuen, ebenso die Geflüchteten in Myanmar oder die Soldaten in der Ukraine - "denn ihr werdet zeigen, dass Gott groß ist", so das Anglikaner-Oberhaupt.
Am Nachmittag werden der Papst, Welby und Greenshields mit Menschen zusammentreffen, die durch Konflikte im Südsudan vertrieben wurden. Abends feiern die drei Kirchenvertreter eine gemeinsame Gebetswache für den Frieden am Mausoleum von John Garang (1945-2005), dem Wegbereiter der staatlichen Unabhängigkeit des Südsudan.
Beim Empfang im Präsidentenpalast am Freitag hatten die drei Kirchenführer der römisch-katholischen, anglikanischen und reformierten Tradition Friedensaufrufe an die politisch Verantwortlichen im Südsudan gerichtet, dessen rund elf Millionen Einwohner mehrheitlich Christen sind. Die Pilgerreise, die Präsident Salva Kiir Mayardit als "historischen Meilenstein" seines Landes bezeichnete, endet am Sonntag.