Beobachter werten die Reaktion der Oberhirten von Canterbury und York als Versuch, den konservativen Flügel zu besänftigen, der sich aus Protest gegen einen als zunehmend liberal empfundenen Kurs der Kirche von der anglikanischen Weltgemeinschaft abzuspalten droht.
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass der neuseeländische Geistliche David Lord seinen englischen Amtsbruder Peter Cowell geheiratet hatte. Obwohl die anglikanische Kirche die Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften akzeptiert, beklagten Kritiker, die Zeremonie sei dem anglikanischen Hochzeitsritus zu ähnlich gewesen. Lord ist inzwischen vom Priesteramt zurückgetreten. Der Bischof von London, Richard Chartres, ordnete am Montag eine Untersuchung an.
Der zelebrierende Priester empfindet unterdessen keine Reue. Er habe «die Grenzen testen» wollen, schrieb Pfarrer Martin Dudley in einem Beitrag für das Magazin «New Statesman» (Dienstag). Schließlich sei die Liebe zweier Männer weder «ungewöhnlich» noch «pervers» und werde außerhalb der Kirche akzeptiert.
In der Kirche von England wird die Segnung homosexueller Partnerschaften toleriert. Auch homosexuelle Priester dürfen ihr Amt ausüben, solange sie zölibatär leben. Der Streit in der anglikanischen Weltgemeinschaft um praktizierende Homosexuelle entfachte sich 2003 an der Ernennung von Gene Robinson zum Bischof von New Hampshire.
Anglikanische Erzbischöfe kritisieren Hochzeit von homosexuellen Priestern
Kein Recht, Lehre der Kirche "zu ignorieren"
Mit deutlicher Kritik haben die beiden höchsten Vertreter der Kirche von England auf die Hochzeit zweier homosexueller anglikanischer Priester reagiert. Der Klerus habe kein Recht, die Lehren der Kirche "einfach zu ignorieren", zitiert die britische Presse am Mittwoch eine Stellungnahme der Erzbischöfe Rowan Williams und John Sentamu. Die Position der anglikanischen Kirche zur Sexualität sei "wohlbekannt" und "noch immer relevant".
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