Ankaras Druck auf deutsche Moscheegemeinden wächst

Muslime in Deutschland unter Beobachtung

Berliner Moscheegemeinden stehen offenbar unter verstärkter Beobachtung durch die türkische Regierung. So sei überraschend auf Weisung des türkischen Generalkonsulats der Vorstand der Sehitlik-Moschee Neukölln ausgetauscht worden.

Merkez-Moschee in Duisburg / © Roland Weihrauch (dpa)
Merkez-Moschee in Duisburg / © Roland Weihrauch ( dpa )

Das berichtete die "Berliner Zeitung" (Samstagsausgabe). Damit sei der bisherige auf Öffentlichkeit zielende Kurs von Berlins größter Moschee infrage gestellt. Am Samstag war auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes zunächst keine Stellungnahme aus der Gemeinde zu erhalten.

Zudem sei bekanntgeworden, dass die türkische Religionsbehörde ihre Mitarbeiter im Ausland seit September anweise, Informationen über Personen wie hiesige Imame, Lehrer und Kulturvereinsvorstände zu liefern, wenn sie dem vermeintlich existierenden Netzwerk des Predigers Fethullah Gülen zuzuordnen sind, berichtete die Zeitung.

Verfassungsschutz spricht von Auslandsspionage

Staatschef Recep Tayyip Erdogan sieht Gülen als seinen Hauptgegner und hält ihn für den Drahtzieher des Putschversuchs im vergangenen Juli. Der Dachverband der türkischen Moscheegemeinden in Deutschland, Ditib, und das türkische Generalkonsulat reagierten laut "Berliner Zeitung" nicht auf Anfragen. Die Anweisung an die Auslandsgemeinden, Informationen über vermeintliche Gülen-Anhänger zu liefern, liege der Zeitung vor, hieß es. Vom Verfassungsschutz werde sie als Auslandsspionage gewertet.

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete unterdessen, der religionspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Volker Beck, habe der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe Material übermittelt, das nahelege, dass Imame der Ditib im Auftrag der Regierung in Ankara türkischstämmige Gläubige in Deutschland ausspionieren. Beck habe auch Strafanzeige wegen des Verdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit gestellt. Ditib bestreite die Vorwürfe.

Ditib ist Dachverband von etwa 900 Moscheen in Deutschland. Sämtliche Imame werden von der türkischen Religionsbehörde bezahlt.


Quelle:
epd