Mit acht Stimmen zu einer Stimme verwarfen die Richterinnen und Richter am Donnerstag (Ortszeit) Vorschriften im Bundesstaat Texas, denen zufolge der Seelsorger nicht hörbar beten und den Verurteilten nicht berühren darf.
Geistliche könnten die Exekution stören
Texas hatte beides verboten mit der Begründung, Geistliche könnten die Exekution stören und Hinterbliebenen des Mordopfers im Zeugenraum ein "weiteres emotionales Trauma" zufügen. Handauflegen und Gebete seien "traditionelle Formen der Religionsausübung" und müssten erlaubt sein, widersprachen die Obersten Richter.
Bei dem Rechtsstreit hatte der wegen Raubmordes verurteilte John Ramirez geklagt. Die Restriktionen verletzten sein verfassungsmäßiges Recht zum Ausüben seiner Religion. Ramirez' Seelsorger, Baptistenpastor Dana Moore, hatte ebenfalls protestiert. Berühren gehöre zum Segnen und zum gemeinsamen Gebet. Ramirez sei im Gefängnis Mitglied einer Baptistengemeinde geworden.
Hinrichtung wurde aufgeschoben
John Ramirez sollte bereits im September 2021 getötet werden. Wegen der Kontroverse um einen geistlichen Beistand wurde die Hinrichtung aufgeschoben. Die Vollzugsbehörde von Texas hat noch keinen neuen Termin bekanntgemacht. Pastor Moore lobte den Richterspruch. Allerdings stehe es dem Staat nun frei, einen neuen Exekutionstermin festzulegen.
In Texas werden mehr Todesurteile vollstreckt als in allen anderen US-Bundesstaaten. Viele Jahre war es üblich, dass der Gefängnispastor im Hinrichtungsraum für den Verurteilten betet und diesem die Hand auf den Fuß oder das Bein legt.