Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr seit 2001 mehr als verdreifacht

Frauen weiter auf dem Vormarsch

Die Frauen sind in der Bundeswehr weiter auf dem Vormarsch. Die Anzahl der Soldatinnen in den Streitkräften hat sich seit 2001 mehr als verdreifacht. Rund 17 000 und damit etwa neun Prozent aller Berufs- und Zeitsoldaten sind Frauen. Über 2500 Frauen sind in den Offizierlaufbahnen vertreten. An den beiden Universitäten der Bundeswehr studieren Frauen mittlerweile in nahezu allen Studienfächern.

 (DR)

Wie das Verteidigungsministerium am Montag in Berlin weiter mitteilte, gehören 40 Prozent der Soldatinnen zum Sanitätsdienst, 22 Prozent zur Streitkräftebasis, 20 Prozent zum Heer. 11 Prozent leisten bei der Luftwaffe Dienst und 7 Prozent bei der Marine. In Auslandseinsätzen sind gegenwärtig über 380 Soldatinnen. Die ersten der ab 2001 eingestellten Soldatinnen nehmen Führungsverwendungen als Kompaniechefin oder Kompaniefeldwebel wahr.

Guttenberg zufrieden
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zeigt sich sehr zufrieden. «Ich freue mich, dass Frauen in der Bundeswehr heute zur Normalität gehören», unterstrich Guttenberg. Ziel sei ein Frauenanteil von 15 Prozent in den allgemeinen Laufbahnen und von 50 Prozent in den Laufbahnen des Sanitätsdienstes.

Der frühere Bundeswehrchef Georg Leber (SPD) hatte 1975 den Sanitäts- und Musikdienst für die Frauen auf freiwilliger Basis eröffnet. Sie durften aber den Dienst mit der Waffe in der Hand in Kampfeinheiten erst am 1. Januar 2001 antreten.

EuGH machte den Weg frei
Erst der Urteilsspruch des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vom 11. Januar 2000 markierte den Wendepunkt in der Geschichte der Bundeswehr und ebnete Frauen den Weg in alle militärischen Laufbahnen. Der Präsident des EuGH verkündete damals, auch Deutschland müsse bei seinen Streitkräften den Dienst an der Waffe für Frauen öffnen.

Diese Möglichkeit hatte seinerzeit die Elektronikerin Tanja Kreil erstritten. Sie zog vor den Gerichtshof und «besiegte» die letzte Männerbastion, die den Dienst in Kampfeinheiten ausschließlich für das männliche Geschlecht vorsah. Die Frauenverbände jubelten und verwiesen darauf, dass die Meinung, Frauen seien ausschließlich für die drei «K`s - Kinder, Küche, Kirche» zuständig, zum «alten Eisen» gehört. Nur in die Reihen der Kämpfer des «Kommandos Spezialkräfte» (KSK) hat es noch keine Frau geschafft.

Nur zwei weibliche Generäle
Bisher sind nur zwei Frauen in den Generalsrang der Bundeswehr aufgestiegen. Nach der 2004 pensionierten Generalärztin Verena von Weymarn wurde Erika Franke der zweite weibliche Generalarzt mit den goldenen Schulterstücken.

Mit geübter weiblicher Hand werden schon die Kampfmaschinen «Tornado», «Transall»- Transportflugzeuge und Militärhubschrauber geflogen. Panzerkommandantinnen steuern die schweren Kampfpanzer «Leopard» und den Bergepanzer «Büffel». Psychologen haben die vom damaligen Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) aufgestellte These unterstützt, dass mehr Frauen der Bundeswehr «gut tun» würden.

In den USA die meisten Soldatinnen
Der Frauenanteil in den Armeen der Welt ist unterschiedlich hoch. Er reicht von unter einem Prozent bis zu 15 Prozent in den Vereinigten Staaten. Amerikanische Frauen, die in die Streitkräfte drängten, feierten ihren Triumph 1976. Die Militärakademien von Westpoint (Heer), Annapolis (Marine) und Colorado Springs (Luftwaffe) öffneten sich für weibliche Kämpfer. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Männer den Frauen im Schnitt zwar an körperlicher Kraft überlegen sind, Frauen aber in Arbeitsgängen, die eine größere Handfertigkeit oder ausdauernde Konzentration erfordern, meist mehr leisten könnten als Männer.