Antisemitismus auf Berliner Schulhöfen

"Neue Stigmatisierung"

Seit längerer Zeit warnt der Zentralrat der Juden in Deutschland vor wachsendem Antisemistismus. Nun zeigt eine Umfrage an Berliner Schulen, dass unter Schülern mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund Antisemitismus verbreitet ist.

Jüdische Schüler / © Daniel Bockwoldt (dpa)
Jüdische Schüler / © Daniel Bockwoldt ( dpa )

Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von 27 Lehrern an 21 Berliner Schulen, die das American Jewish Committee (AJC) am Mittwoch in Berlin veröffentlichte. Antisemitische Tendenzen verstärken sich demnach auf den Schulhöfen, gleichzeitig nehmen streng religiöse Aspekte des Islams einen immer größeren Platz ein.

Leidtragende seien vor allem Mädchen und junge Frauen, säkulare Muslime und Homosexuelle. Einige Schüler übten unter Anleitung "religiöser Autoritäten" aus Moscheevereinen Druck auf Mitschüler aus, heißt es in der Publikation.

Noch keine umfassende Abbildung

Der RBB hatte zuerst über die Lehrerbefragung berichtet. Die Verfasser betonen dem Sender zufolge, dass es sich bei der Umfrage um keine repräsentative Untersuchung der Gesamtsituation an Berliner Schulen handelt, sondern vielmehr "um eine empirische Annäherung an das Thema".

Für die Publikation wurden Erfahrungsberichte aus den Jahren 2015 und 2016 dokumentiert. Damit solle der "spärliche Informationsstand" aus dem Berliner Schulalltag verbessert werden, heiß es im Vorwort der 36 Seiten umfassenden Veröffentlichung.

Keine Einzelfälle

Schon seit vielen Jahren gebe es "Warnungen einzelner Lehrkräfte und Experten über die zunehmende Verbreitung verschiedener Formen des Salafismus an Berliner Schulen". Bisher gebe es dazu aber keine systematische Untersuchung und nur wenige konkrete Belege.

AJC-Direktorin Deidre Berger sagte laut RBB, die Befragung habe vor allem gezeigt, dass es sich "nicht mehr um Einzelfälle" handele.

Thematisierung notwendig

Gleichzeitig warnte sie vor einer anderen, "neuen Stigmatisierung" Jugendlicher und sprach sich für einen Dialog in Schulklassen über den Nahost-Konflikt, über Israel und die Juden aus.

Ein Ergebnis der Dokumentation sei aber auch, dass viele Lehrkräfte diese mitunter unangenehmen Dialoge vermeiden.

Fortbildungen für Pädagogen

Die vom AJC initiierten Interviews mit Lehrern wurden parallel zu einem gemeinsamen Projekt mit dem Landesinstitut für Schulen und Medien Berlin-Brandenburg geführt.

Im Rahmen des Projektes "Demokratie stärken - Aktiv gegen Antisemitismus und Salafismus" werden Fortbildungen für Lehrer angeboten.


Quelle:
epd