Dies führe etwa durch die Aufforderung an die Betroffenen, Missbrauchstaten detailliert zu schildern, zu neuem Leid und neuen Traumata, sagten die Beiratssprecherinnen Julia Sander und Sabine Vollmer am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg.
Vorwurf des Zeitspiels der Bischöfe
"Wenn die Bischofskonferenz und ihr Vorsitzender Georg Bätzing wirklich verstanden hätten, wie belastend dieses Verfahren sein kann, dann hätten sie bei der Vollversammlung der Bischöfe Sofortmaßnahmen ergreifen müssen, um weitere Traumatisierungen zu verhindern.
Stattdessen spielen die Bischöfe auf Zeit." Empört zeigten sich Sander und Vollmer, dass Bätzing gesagt hatte, wichtig sei zu qualifizieren, was Retraumatisierung bedeute und wie viele Menschen betroffen sind.
"Diese Aussage ist empörend. Wie viele Einweisungen in psychiatrische Kliniken zur Krisenintervention müssen nachgewiesen werden, damit sich die Bischofskonferenz in Bewegung setzt und Abhilfe schafft?", so Sander und Vollmer. Das von Bätzing für Mitte Oktober angekündigte Gespräch zwischen Betroffenen, Kommission, Bischöfen und Ordensgemeinschaften sei längst überfällig.
Bischöfe wollen Verfahren überprüfen
Die katholischen Bischöfe hatten zugesagt, das Verfahren zur Anerkennung des Leids von Opfern sexualisierter Gewalt zu überprüfen.
"Wir verstehen, dass Betroffene durch lange Bearbeitungszeiten erneut Retraumatisierung erleiden können", hatte Bätzing betont. "Wir sehen, dass Erwartungen enttäuscht werden und dass dies schmerzlich ist. Das bedauern wir sehr." Die Kritikpunkte und mögliche Änderungen sollen bei dem anberaumten Treffen im Oktober diskutiert werden.
Problem seit längerem bekannt
Der Freiburger Betroffenenbeirat betonte, die Probleme des Verfahrens seien den Verantwortlichen der Bischofskonferenz und der Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) aus Juristen, Pädagogen, Medizinern und Psychologen seit Monaten bekannt.
"Auch der Freiburger Betroffenenbeirat hat die UKA sowie Bischof Bätzing und den Missbrauchsbeauftragten Bischof Stephan Ackermann bereits im Juli über diese Retraumatisierungen informiert. Aber unsere Kritik wurde ignoriert", sagte Vollmer.
Untragbar sei, dass Betroffene keine Möglichkeit hätten, Einspruch gegen die Höhe von Zahlungen bei einer unabhängigen Stelle einzulegen. Betroffene erhielten vielfach nur sehr geringe Geldleistungen. Das treffe etwa auf "Hunderte von ehemaligen Heimkindern" zu.