Nigerias neuer Präsident heißt Muhammadu Buhari. Der 72-Jährige Kandidat des All Progressives Congress (APC) setzte sich bei den Wahlen um das höchste Amt im Staat gegen den amtierenden Präsidenten Goodluck Jonathan (57) von der People's Democratic Party (PDP) durch. Nach vorläufigen Angaben lag er landesweit mit rund 2,57 Millionen Stimmen vorne. Das Wahlergebnis war mit großer Spannung erwartet worden und gilt als richtungsweisend für Nigeria.
Amtsinhaber Jonathan gestand unterdessen die Niederlage ein und gratulierte seinem Herausforderer zum Sieg. Zugleich rief er zur Ruhe im Land auf und forderte von seinen Anhängern den Verzicht auf Gewalt. Buhari dankte Jonathan am Mittwoch für sein umsichtiges Vorgehen und die friedliche Übergabe.
Appell der Bischofskonferenz: Keine Unruhen
Die katholische Bischofskonferenz Nigerias hatte die Parteien des Landes am Dienstag aufgerufen, das Wahlergebnis akzeptieren. Allen voran die beiden größten Parteien sollten ihre Anhänger zu Frieden mahnen, zitiert die nigerianische Zeitung "The Guardian" den Bischofskonferenzvorsitzenden und Erzbischof von Abuja, Ignatius Kaigama. Unruhen im Land infolge eines Wechsels an der Staatsspitze müssten um jeden Preis verhindert werden, um der Terrorgruppe Boko Haram keinen Raum für neue Angriffe zu bieten.
Kaigama gratulierte dem nigerianischen Volk zu seinem friedlichen Verhalten während der Wahlen sowie für die Geduld angesichts technischer Pannen. Obwohl Beobachter eine Manipulation der Wahlergebnisse befürchten, zeigte sich Kaigama optimistisch, dass die von der Wahlkommission INEC veröffentlichten Zahlen der Realität entsprechen.
Buhari zum zweiten Mal Präsident
Mit dem Wahlergebnis steht Buhari zum zweiten Mal an der Spitze des einwohnerreichsten afrikanischen Staates. Nach einem Staatsstreich am 31. Dezember 1983 war er bereits bis August 1985 Staatsoberhaupt. Seit Nigerias Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1999 hatte Buhari außerdem bei drei Präsidentschaftswahlen kandidiert, war jedoch jedes Mal am Kandidaten der regierenden PDP gescheitert. Vor allem im Süden galt Buhari damals als "nicht wählbar", unter anderem weil er - im Gegensatz zum bisherigen christlichen Amtsinhaber Jonathan - Muslim ist.
Muhammadu Buhari stammt aus dem Bundesstaat Katsina im Norden Nigerias und ist in zweiter Ehe verheiratet. Er war Anfang der 1960er Jahre in die Armee eingetreten und bekleidete verschiedene Posten innerhalb der Streitkräfte. In Nigeria gilt dies als Voraussetzung, um sich im Land ein gutes Netzwerk aufzubauen.
"Harte Hand" und Menschenrechtsverletzungen?
Wegen seiner langjährigen Erfahrung in der Armee charakterisieren Buharis Unterstützer ihn als jemanden, der Nigeria mit "harter Hand" führen kann. Kritiker machen Buhari indes für massive Menschenrechtsverletzungen während seiner Zeit als Militärmachthaber verantwortlich. Zu den damals Inhaftierten gehörte auch Afrobeat-Legende Fela Kuti.
Heute scheint Buharis Zeit als Militärherrscher weitgehend vergessen zu sein. Einen starken Mann an der Spitze des Staates wünschen sich viele der 170 Millionen Einwohner des Landes. Für sie bedeutet dieses Image auch: Buhari ist in der Lage, die Korruption einzudämmen. Dies und der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit gehörten während des Wahlkampfes zu den wichtigsten Themen.
Herausforderung Boko Haram
Disziplin und Erfahrung in der Armee könnten Buhari aber auch im Kampf gegen die Terrormiliz Boko Haram helfen. Die Wiederherstellung der Sicherheit ist die größte Herausforderung für den neuen Präsidenten. Einen Dialog mit den islamistischen Terroristen soll es nicht geben. Das hatte der 72-Jährige in einem Interview mit der BBC Ende Februar ausgeschlossen. Im vergangenen Jahr geriet Buhari selbst in den Fokus der Gruppe als in der Stadt Kaduna in Nordnigeria ein Anschlag auf einen seiner Konvois verübt wurde. Er blieb jedoch unverletzt.
Die Wahlen, bei denen am Wochenende rund 70 Millionen Wahlberechtigte in Nigeria aufgefordert waren, ein neues Staatsoberhaupt sowie ein neues Parlament zu wählen, waren von Anschlägen und technischen Pannen überschattet worden. Bei Angriffen von Boko Haram starben am Samstag 40 Menschen im Norden des Landes. Technische Schwierigkeiten sorgten zudem dafür, dass in Teilen des Landes auch am Sonntag gewählt werden musste. Zuvor war die Wahl mit Verweis auf die Sicherheitslage und die Gefährdung durch Boko Haram vom 14. Februar auf den 28. März verschoben worden.
Beobachter befürchten unabhängig vom Wahlausgang eine neue Welle der Gewalt. Nach dem Sieg Buharis drohen Unruhen in Jonathans Heimatregion, dem Nigerdelta. Allerdings hatten beide Kandidaten vor der Wahl ein Friedensabkommen geschlossen und angekündigt, das Wahlergebnis akzeptieren zu wollen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Anerkennung seiner Niederlage durch Jonathan.