Appell zum Abschluss des Friedenstreffens von Sant'Egidio geplant

Die Fackelträger des Friedens

Rund 200 Repräsentanten aus Religion, Kultur und Politik tagen derzeit auf einem internationalen Friedenstreffen in der zyprischen Hauptstadt Nikosia. Die von der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio organisierte Begegnung trägt das Motto: "Die Zivilisation des Friedens: Religionen und Kulturen im Dialog". Das Programm am Montag stand im Zeichen der inhaltlichen Arbeit. Zum Abschluss der jährlichen Zusammenkunft am Dienstag wollen die aus 60 Nationen stammenden Teilnehmer einen Friedensappell verkünden.

 (DR)

Eröffnet wurde das Friedenstreffen am Sonntag mit einem griechisch-orthodoxen Gottesdienst unter Leitung des zyprischen Erzbischofs Chrysostomos II. Der Feier wohnten auch 6 Kardinäle und 13 katholische Bischöfe bei, nach Angaben der Veranstalter ein beispielloses Ereignis in der Geschichte Zyperns. Der Präfekt der vatikanischen Ostkirchen-Kongregation, Kardinal Leonardo Sandri, überbrachte einen Gruß von Papst Benedikt XVI. Das katholische Oberhaupt hatte im vergangenen Jahr in Neapel die Messe zur Eröffnung des Friedenstreffens geleitet.

Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone rief die Teilnehmer in einer schriftlichen Botschaft auf: "Haltet die Fackel des Friedens hoch!" Haifas Oberrabbiner Schear Jaschuv Cohen betonte in seiner Begrüßungsansprache, Muslime, Juden und Christen seien "eine einzige Familie" mit Abraham als gemeinsamem Vater. Der Islamwissenschaftler Muhammad Fathi Osman aus Los Angeles nannte religiös motivierte Gewalt von Muslimen eine "Abirrung", die auf einer verkürzten Interpretation der heiligen Schriften beruhe.

Das bereits 22. Treffen
In einer symbolischen Geste durchschritten am Sonntag 40 Vertreter unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften, darunter der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff, am Checkpoint Lidras Street in Nikosia jene Mauer, die den griechischen Teil der Stadt vom türkischen trennt. Unterdessen bekräftigte der Präsident der griechischsprachigen Republik Zypern, Dimitris Christofias, den Willen, gemeinsam mit dem nordzyprischen Präsidenten Mehmet Ali Talat eine Lösung für den seit 1974 andauernden Konflikt um die geteilte Insel zu suchen.

Das Friedenstreffen auf Zypern ist die 22. derartige Veranstaltung. Organisiert werden die Begegnungen von der in Rom ansässigen Gemeinschaft Sant'Egidio, die sich besonders um ökumenische und interreligiöse Verständigung bemüht. Die jedes Jahr an wechselnden Orten stattfindenden Zusammenkünfte sehen sich in der Tradition des historischen Weltfriedengebets von Assisi, zu dem 1986 Papst Johannes Paul II. (1978-2005) die unterschiedlichen Religionen eingeladen hatte.