Appelle zum Weltfrauentag der Vereinten Nationen

Licht und viel Schatten

Zum Weltfrauentag am Sonntag haben die Vereinten Nationen, Politikerinnen und Hilfsorganisationen mehr Einsatz für Frauenrechte gefordert. "Täglich werden Frauen und Mädchen in Konfliktregionen Opfer systematischer sexueller Gewalt", so Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Eine erfreuliche Meldung verkündet das UN-Kinderhilfswerk Unicef: Demnach holen Mädchen bei der Bildung weltweit auf.

 (DR)

So seien in den meisten Entwicklungsländern die Einschulungsraten für Mädchen in den vergangenen Jahren gestiegen, teilte das UN-Kinderhilfswerk im Vorfeld des Weltfrauentags am Freitag in Köln mit. Der internationale Frauentag wird jedes Jahr am 8. März begangen.

Jüngsten Studien zufolge kämen im weltweiten Durchschnitt auf 100 Jungen, die zur Schule gehen, inzwischen 97 eingeschulte Mädchen, hieß es weiter. Verstärkte Investitionen und gezielte Kampagnen zur Mädchenbildung hätten dazu geführt, dass auch die Einschulungsraten für Mädchen in den ärmsten Ländern der Welt in den vergangenen 30 Jahren von 52 Prozent auf über 90 Prozent gestiegen seien.

Besonders benachteiligt werden Mädchen laut Unicef allerdings immer noch in West- und Zentralafrika sowie in Südasien. Auf 100 Jungen, die zur Schule gehen, kämen zum Beispiel in Mali nur 74 Mädchen, in Niger liege dieses Verhältnis bei 100 zu 82, in Afghanistan bei 100 zu 61 und in Pakistan bei 100 zu 85. Haupthindernisse für den Schulbesuch von Mädchen blieben weiterhin Armut, Kinderarbeit, frühe Heirat und Schwangerschaften sowie die traditionelle Benachteiligung in der Familie und in der Schule.

Die andere Seite: Gewalt
Nach von Bundesentwicklungsministerin Angaben Wieczorek-Zeuls wurden im Kongo allein 2008 rund 100.000 Frauen vergewaltigt. Die Betroffenen würden immer jünger. Ihre "psychosoziale Vernichtung" könne ganze Gesellschaften zerrütten, warnte sie auf einer internationalen Konferenz über Gewalt gegen Frauen in Konflikten in Berlin. "Wir sind entschlossen, diesen Schrei der Frauen zu hören und nicht zu ruhen, bevor diese Menschenrechtsverletzungen ein Ende finden", sagte sie.

Im Bundestag kritisierte die Opposition die Gleichstellungspolitik der Bundesregierung. Zwar habe Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) in der Familienpolitik gepunktet, sagte die frauenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Ina Lenke. Doch gebe es Defizite in der Frauenpolitik. Die Grünen und die Linksfraktion warfen der Regierung Untätigkeit vor.

Von der Leyen verteidigte das Elterngeld und den Ausbau der Kinderbetreuung als Beitrag zur Gleichstellung. Zugleich räumte sie ein, dass Frauen vielfach benachteiligt seien. "Bei Vätermonaten und Krippenbetreuung haben wir viel erreicht, aber bis zur Gleichstellung von Männern und Frauen ist es noch ein weiter Weg", sagte sie.

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnte einen Abbau der ökonomischen Benachteiligung an. "Wir benötigen eine Wirtschafts- und Sozialpolitik, die die Selbstbestimmung der Frauen fördert", sagte er in New York. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation bedroht die Wirtschaftskrise in diesem Jahr die Jobs von bis zu 22 Millionen Frauen.

"Eine tief verwurzelte Ungleichheit der Geschlechter"
Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, will die rechtliche und tatsächliche Gleichberechtigung voranbringen. "Eine tief verwurzelte Ungleichheit der Geschlechter und eine weitreichende Diskriminierung von Frauen sind Realität", sagte sie in Genf.

"Ärzte ohne Grenzen" forderte eine bessere Versorgung der Opfer sexueller Gewalt in Entwicklungsländern. In vielen Staaten fehle es an spezieller Nothilfe für vergewaltigte Frauen, sagte Thilde Knudsen, Mitarbeiterin der Hilfsorganisation zur Vorstellung einer Studie über die Situtation in Liberia, Burundi, der Demokratischen Republik Kongo, Südafrika und Kolumbien.

Die Hilfe müsse sofort, vertraulich und umfassend geleistet werden, sagte Knudsen. Das Wichtigste sei die Vorbeugung vor Infektionen mit HIV oder anderen Krankheiten. Auch ungewollte Schwangerschaften müssten verhindert werden. Vielfach hinderten Tabus die Opfer daran, Hilfe zu suchen.