Das sagte der Geschäftsführer der deutschen Sektion von "Ärzte ohne Grenzen", Florian Westphal, am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Das zentrale Mittelmeer sei derzeit die tödlichste Flüchtlingsroute in der Welt, "und es kann nicht so sein, dass europäische Staaten sich da gegenseitig die Verantwortung zuschieben, ohne zu handeln".
Unter den 141 Flüchtlingen an Bord seien relativ viele Minderjährige, davon etwa 40 unter 15 Jahren, sagte Westphal. Die meisten Menschen an Bord stammten aus Somalia oder Eritrea und seien oft monatelang in Libyen inhaftiert gewesen. Viele zeigten Zeichen von Mangelernährung und seien nach wie vor sehr geschwächt. Medizinische Notfälle gebe es glücklicherweise nicht.
Erst im Hafen gerettet
Die "Aquarius" liegt laut Westphal derzeit etwa 30 Seemeilen westlich von Malta. "Ärzte ohne Grenzen" und der zweite Betreiber "SOS Méditerranée" seien in Kontakt mit den Behörden "in allen möglichen Ländern", um die Zuweisung eines sicheren Ortes zu erreichen. "Denn eine Seenotrettung ist erst dann abgeschlossen, wenn man die Menschen in einen sicheren Hafen bringen kann", betonte der Geschäftsführer. Er rief die Bundesregierung auf, auf ihre europäischen Partner einzuwirken und auch Bereitschaft zu signalisieren, einige der Schiffbrüchigen in Deutschland aufzunehmen.
Die "Aquarius" hatte am Freitag vor der libyschen Küste 141 Menschen aus Seenot gerettet. Anschließend blieb dem Schiff erneut ein sicherer Hafen in Europa verwehrt. Schon im Juni musste die mit Flüchtlingen voll besetzte "Aquarius" rund eine Woche im Mittelmeer ausharren, weil Italien und Malta ihre Häfen für die Retter sperrten.
Schließlich durfte das Schiff in der spanischen Hafenstadt Valencia anlegen.