Arabien-Bischof Hinder hält sich zur WM in Katar zurück

Öffentliche Kritik ist verpönt

Der katholische Arabien-Bischof Paul Hinder hält sich mit öffentlicher Kritik an der Fußball-WM in Katar aus diplomatischen Gründen zurück. "Wer nicht den Ast absägen will, auf dem er sitzt, wird automatisch vorsichtig sprechen."

Katar, Doha: Argentinische Fußballfans zeigen das Victory-Zeichen / © Federico Gambarini (dpa)
Katar, Doha: Argentinische Fußballfans zeigen das Victory-Zeichen / © Federico Gambarini ( dpa )

"Auch wenn ein Bischof in dieser Gegend noch als moralische Autorität gilt, ist doch seine Position in sozialpolitischer Hinsicht schwach", sagte der 80-Jährige der "Neuen Zürcher Zeitung" (Donnerstag).

"Öffentliche Kritik ist verpönt." Sie könnte den Dienst gegenüber den eigenen Gläubigen infrage stellen, da ein Kirchenmann seine "Niederlassungsbewilligung" jedes zweite oder dritte Jahr erneuern müsse - "so wie andere Leute auch", sagte Hinder.

Bischof Paul Hinder / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Bischof Paul Hinder / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( KNA )

"Andererseits kann man sehr wohl im Gespräch mit den Herrschenden auf wunde Punkte hinweisen und die Probleme zur Sprache bringen, die den Monarchen oft zu wenig bewusst sind", sagte Hinder, der 18 Jahre lang Bischof auf der Arabischen Halbinsel war. Zugleich zeigte er Verständnis für die Kritik an der WM. Allerdings sei es jetzt zu spät dafür.

Größter Kirchenbezirk der Welt

Heute leben auf der Arabischen Halbinsel 3,5 Millionen Katholiken, überwiegend Arbeitsmigranten aus Asien. Hinder war bis zu seinem altersbedingten Rücktritt im Mai Apostolischer Vikar für Südarabien mit Sitz in Abu Dhabi, zuletzt auch Administrator für Nordarabien.

Damit betreute der Schweizer Kapuziner den größten Kirchenbezirk der Welt.

Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Hinder im Mai, Fußball-Weltmeisterschaften seien immer und überall Show-Veranstaltungen - nicht nur in Katar. "Wir wissen, dass die Vergabe nicht lupenrein über die Bühne ging, was allerdings auch für frühere WMs gilt."

Ausnutzung von Arbeitskräften ist bekannt

Die Problematik der Ausnutzung von Arbeitskräften sei bekannt, allerdings keine Besonderheit Katars. "Ob und inwieweit eine solche Veranstaltung zu mehr Toleranz und Weltoffenheit beiträgt, bleibt abzuwarten", sagte der Bischof.

Greenkeeper im Khalifa International Stadion in Katar / © Peter Kneffel (dpa)
Greenkeeper im Khalifa International Stadion in Katar / © Peter Kneffel ( dpa )

"Ich würde den Nutzen nicht überschätzen, haben doch solche Events auch in Russland, Brasilien und anderswo nur beschränkte Nachhaltigkeit entwickelt." Die WM werde jedoch dem Selbstbewusstsein Katars und anderer arabischer Staaten neuen Schub verleihen, sagte Hinder der KNA.

Im Mai hatte Papst Franziskus Hinders altersbedingten Rücktritt als Apostolischer Vikar für Südarabien angenommen. Für das südliche Vikariat gibt es inzwischen einen Nachfolger: den italienischen Kapuziner Paolo Martinelli. Für das nördliche Vikariat ist weiterhin Bischof Paul Hinder als sogenannter Apostolischer Administrator zuständig.

Hilfswerk missio Aachen zeigt Ausbeutung in Katar die rote Karte

Das katholische Hilfswerk missio Aachen will vor Beginn der Fußball-WM auf die Ausbeutung von Migrantinnen im Gastgeberland Katar aufmerksam machen. In einer Online-Petition fordert missio Außenministerin Annalena Baerbock auf, sich beim Emir von Katar für die Belange von Frauen in dem Golfstaat einzusetzen. Die Stimmen aller Unterzeichnerinnen und Unterzeichner will das Hilfswerk im November kommenden Jahres der Grünen-Politikerinnen übergeben. "Denn wir verfolgen das Thema weiter, auch wenn die WM beendet ist und die Fernsehteams weitergezogen sind", so missio.

Vor der Fußball-WM 2022 in Katar / © Christian Charisius (dpa)
Vor der Fußball-WM 2022 in Katar / © Christian Charisius ( dpa )
Quelle:
KNA