Der an Ostermontag verstorbene Franziskus ist dort überall zu sehen: Sein Konterfei ziert die Wände der Sportstätte. Jetzt ehrt San Lorenzo ihn auf eine ganz besondere Art: Vereinspräsident Marcelo Moretti gab bekannt, dass die neue Arena mit 55.000 Plätzen den Namen "Papa Francisco" tragen wird. Baubeginn ist im kommenden Jahr.
Die Entscheidung fiel dabei noch zu Lebzeiten des Papstes - und mit dessen Zustimmung. Moretti berichtete, er habe bei einem Besuch im Vatikan Franziskus um Erlaubnis gebeten, das neue Stadion nach ihm zu benennen. Der Papst habe bewegt zugestimmt. Das Stadion soll auf jenem Terrain entstehen, wo eine frühere Spielstätte des Vereins lag, die während der Militärdiktatur enteignet wurde. Sie trug den Namen "Viejo Gasometro" (Altes Gasometer).
Moretti berichtete zudem, dass der Papst "ein symbolisches Vereinstrikot unterschrieben hat", das im neuen Stadion zu sehen sein soll. Die Kapelle auf dem Vereinsgelände werde bis kommenden Wochenende geöffnet bleiben, damit die Fans des Vereins vom Papst Abschied nehmen können. In der Partie am Samstag - dann wird Franziskus in seiner römischen Lieblingskirche Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt - gegen Rosario Central wird San Lorenzo mit einem speziellen Gedenktrikot spielen.
Schals und Vereinswappen vor Kathedrale
Fans von San Lorenzo legten am Todestag des Papstes zudem Schals und Vereinssymbole vor die Kathedrale in Buenos Aires und die Kirche im Heimatviertel des Papstes in Flores. Dort, wo Jorge Mario Bergoglio einst aufwuchs, steht auch das aktuelle Stadion "Pedro Bidegain" des Vereins.
Mit dem Fußballclub San Lorenzo verband der Papst eine enge Freundschaft. In früheren Jahren hatte er auch Heimspiele des Vereins besucht, seit dem 12. März 2008 war er Vereinsmitglied mit der Nummer 88235N-0. Nach seiner Wahl zum Papst erlebte der Club eine der erfolgreichsten Epochen seiner Vereinsgeschichte: Neben der Meisterschaft sorgte vor allem der erste Gewinn der Copa Libertadores, vergleichbar mit der europäischen Champions League, für Begeisterung unter den Fans.
Besonders erfolgreich war San Lorenzo aber in den Jahren von 1968 bis 1974. Die damalige Mannschaft wurde "Los Matadores" genannt, da sie die Meisterschaft 1968 ohne eine einzige Niederlage gewann. Insgesamt holte die Mannschaft in dieser Phase vier Meisterschaften.
"Der letzte Kapitän der Kirche war Argentinier"
Auch der argentinische Fußball-Verband AFA verabschiedete sich am Dienstag mit einem Video von Papst Franziskus. Der Clip zeigt Szenen aus dem Leben des Kirchenoberhauptes in Argentinien und im Vatikan.
"Der letzte Kapitän der Kirche war Argentinier", heißt es in dem Video. Ohnehin schien Franziskus ein Glücksbringer für die argentinischen Kicker zu sein. In seine Amtszeit fiel das Ende der Erfolglosigkeit des AFA, der über zwei Jahrzehnte auf einen Titel seiner Nationalmannschaft warten musste. 2021 gewann die "Albiceleste", die Weißhimmelblauen, erstmals nach 1993 wieder die Copa America
(Südamerikameisterschaft) und 2022 erstmals nach 1986 wieder einen WM-Titel. Den dramatischen Erfolg im Elfmeterschießen über Frankreich verfolgte Franziskus allerdings nicht vor dem Bildschirm, weil er sich entschlossen hatte, kein Fernsehen mehr zu schauen. Ein Jahr später gelang erneut der Copa-America-Triumph.
Maradona, Messi? - Pele!
Persönliche Kontakte zu argentinischen Fußballern waren Franziskus ebenfalls wichtig. Während seines Pontifikats traf er die Fußball-Legenden Lionel Messi und Diego Maradona. Auf die Frage, wenn er für den besten Fußballer der Geschichte halte, Messi oder Maradona, sagte Franziskus allerdings argentinisch-salomonisch: Pele.
Der Brasilianer habe neben außergewöhnlichen Fähigkeiten auch die Gabe besessen, ein einfacher großartiger Mensch geblieben zu sein.